Thursday, June 12, 2008

Parteibuch Ticker Feed von 2007-04-28

Parteibuch Ticker Feed von 2007-04-28


Play rough!: Fremdschämen
04/28/2007 11:46 PM

Die Lieblingsmitbewohnerin und ich haben seit kurzem ein neues, wie ich zugeben muss, leicht perverses Hobby, das ich als enorm ausbaufähig erachte und dem ich über alle Maße gern nachgehe: Hin und wieder, wenn wir von Parties nach Hause gehen, kommen wir am Berliner Club Matrix vorbei, der, nun formulieren wir es fair, eher nicht in der Top 10 der In-Clubs Berlins zu finden wäre. Mit anderen Worten: es geht da schon etwas proletig zu! Das Hobby besteht darin, sich vor den Ausgang zu stellen und einfach mal eine Weile zu schauen, wie man garantiert nicht aussehen will (und wer das jetzt arrogant findet, hat noch nie eine Stunde vor dem Ausgang besagten Clubs gestanden!!!). Gestern war mal wieder einer dieser Abende, an dem wir uns davor postierten und wir staunten nicht schlecht, als Tonia, Ex-Bewerberin um den Titel "Germany's next Top Model" (ganz ohne rot zu werden kann ich sagen: ja, ich sehe jede Folge!) plötzlich vor uns stand (ja, sie kam aus dem Club, war also folglich drinnen), was nicht unbedingt für sie spricht. Als sie sich dann aber mit den absoluten unterirdischsten Typen, die dort rumhingen auch noch fotografieren ließ und sie KEINE Limousine abholte und kein Blitzlichtgewitter anhob, als sie ging, waren wir uns sicher, Tonia ist zurecht nicht mehr im Rennen um den Titel, denn ich hätte schon etwas mehr Glamour und Style erwartet. Und ganz unter uns, im Fernsehen sah sie wirklich besser aus, als in echt, sehr viel sogar!

Interessant ist doch, dass selbst ich, als halbwegs mediennaher Mensch gedacht hätte, dass so eine Ex-Kandidatin nach ihrem Ausstieg aus einer nationalen Fernseh-Show mehr Aufmerksamkeit erwarten könnte (eigentlich war ich mir sogar sicher, dass alle durch diese Aufmerksamkeit ausgesorgt haben sollten, schon dadurch, ihre Geschichte an etliche Medien zu verkaufen) und es schlicht nicht so ist, insgesamt eine interessante Lehre - die Mär von den 15 Minuten Ruhm und dem ungebremsten Fall danach ist also wahr!

PS: Liebes Matrix, Klappstühle vor dem Ausgang wären wirklich eine tolle Sache, so fürs nächste mal!


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Mein Wa(h)renhaus: Verfassungsbeschwerde gegen Onlinedurchsuchungen
04/28/2007 11:39 PM
Dass Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble bestrebt ist, PC’s heimlich online durchsuchen zu lassen, ist seit einigen Wochen bekannt. Seit kurzem wissen wir auch, dass diese Onlinedurchsuchungen bereits seit 2 Jahren stattgefunden haben. Da der Computer für mich ein wichtiges Hilfsmittel ist, erhebe ich dagegen jetzt Verfassungsbeschwerde. Drauf gebracht haben mich Der Wasserstandsmelder und Rationalstürmer, die ihren Text [...][Link] [Cache]
Lumières dans la nuit: Faschismus
04/28/2007 11:16 PM

Zu viel politisches Engagement verwechselt die gesellschaftliche Seuche des Faschismus mit dem historischen deutschen Nationalsozialismus und übersieht darüber den ungebrochenen, menschzerbrechenden Faschismus, der mit industriellen Produktionsbedingungen einher geht.

Ein wirksamer Antifaschismus darf nicht plakativ sein, darf sich nicht von Symbolen blenden lassen wie der Faschismus selbst. Jeder gesellschaftliche Entwurf, der die menschliche Individualität verneint und aus diesem Grunde zerbricht, ist ein faschistischer gesellschaftlicher Entwurf. Der Ameisenstaat — schon ein biblisches Ideal menschlichen Arbeitens und damit Zeichen für die Gefährlichkeit des biblischen Weltbildes — taugt nur als Staat von Gleichen. Faschismus ist insektoider Wahn. Die Betrachtung des Menschen als ein Wesen, das ausschließlich für ein abstraktes, höheres Ziel Normleistungen ohne jegliche höhere mentale Funktion hervorbringen soll, ist insektoider Wahn. Faschismus ist auch ohne einen einzelnen Führer machbar. Eine zum Selbstzweck gewordene Wirtschaft und die Geldherrschaft können für einen funktionierenden Faschismus ausreichen.

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Politblog.net: SPIEGEL - "Enthüllungen" über eine Sockenpuppe
04/28/2007 10:22 PM

Und weiter gehts mit Märchen und Legenden statt Berichterstattung über den Widerstand durch den SPIEGEL:

Ein mutmaßlicher Qaida-Führer hat in einem jetzt aufgetauchten Video die Schiiten im Irak scharf angegriffen.

Wenn solcherlei Videokram "auftaucht", wissen Informierte schon, was wieder gespielt wird. Stammt das Video vielleicht aus der gleichen oder einer ähnlichen “Quelle”, wo ich neulich Qaida - Statements in perfektem Deutsch abgegriffen hatte? Wo sich auch perfekt deutsch schreibende “qaidas” herumtrieben, damit diese Presseleute auch ihre Hinweise und Texte richtig verstehen?

War nur so eine Frage.
Jedenfalls kommt der Angriff der qaida - Sockenpuppe auf die bösen “Schiiten” gerade recht, denn den Besatzern geht es auf ganzer Linie schlecht im Irak. Die Widerstandsgruppen erscheinen immer besser koordiniert und speziell auf “qaida” macht der sunnitische Widerstand “täglich” Jagd. Könnte sein, daß man das nicht mehr lange vertuschen kann? Aber vielleicht glaubt die geschätzte deutsche Leserschaft noch immer an Realfantasy.

In unfreiwilliger Komik wirds auch noch tendenziell Von SPIEGEL zugegeben:

Das Video, das eine private Sicherheitsfirma veröffentlichte, die auch für die US-Regierung arbeitet, ist 45 Minuten lang und mit englischen Untertiteln versehen.

Eine "private Sicherheitsfirma", ach neee. Nennt man das neuerdings so? Die ballern also nicht nur und konstruieren Autobomben, sondern beschäftigen sich auch noch mit Fantasy - äh - Public Affairs. Ist das Video vielleicht aus den finanziellen Mitteln gedreht worden, deren Verschwinden in dunklen Kanälen Bowen so beklagt? Und Speigel hats mal wieder aus erster Hand.

Laut dem Unternehmen IntelCenter, das Qaidas Kommunikationskanäle überwachen soll, ist es das erste Video mit al-Libi seit dem Jahr 2005.

Die unfreiwillige Komik ist nicht mehr zu überbieten. IntelCenter “überwacht” also “Qaidas Kommunikationskanäle”. Befinden die sich zufällig im gleichen LAN? Nur mal so gefragt. Das erste Video mit Ersatz - Zarkawi wurde also schon 2005 produziert? Kam bis jetzt noch nicht zur Ausstrahlung?
Und was ist mit Doktor Mabuse Osama bin Laden? Das Publikum will Fortsetzungen sehen! Warum wurde diese erfolgreiche Serie denn aus dem Programm genommen?
Doch schon wird eine neue Sockenpuppe aus dem Hut gezaubert, und das, während in der Realität die "schiitischen" Sadristen bis ins nördliche Kirkuk hinauf mit dem sunnitischen Widerstand gegen die Besatzer und ihre Marionetten kooperieren. Das sollte einem bekannt sein, wenn man außer transatlantischen Textvorgaben vielleicht auch noch Nachrichten auswertet.

Pakistanische Terrorbekämpfer bezeichnen al-Libi als Lybier, der seit einiger Zeit als Qaida-Sprecher und -Kommandeur im östlichen Afghanistan fungiert.

Allein der Ausdruck "pakistanische Terrorbekämpfer" ist ja wirklich zum Lachen. Handelt es sich vielleicht zufällig um den pakistanischen Geheimdienst ISI, dessen unermüdlichem Wirken ja auch die “Taliban” ihre Existenz verdankten? Solcherlei schrieb jedenfalls der Speigel, als er noch ansatzweise ein Nachrichtenmagazin war, in seiner Printausgabe, Sept. - Okt. 2001. Ja, wo isser denn nu, das neuste Sockenpüppchen, im Irak oder in Afghanistan?

Sie hätten aber keine Informationen über seinen derzeitigen Aufenthaltsort. "Al-Libi" bedeutet "der Lybier".

Ach soooooo. Und ein Libyer ist es auch noch. Interessant. Ist nicht nur der Iran, sondern auch Gaddafi an der Misere der Besatzer schuld?
Das darf wirklich alles nicht wahr sein. Nein, es ist wirklich nicht als "Science Fiction" - Story tituliert. Wäre als solche auch keine gute Literatur. Und von den harten Fakten im Irak natürlich keine Spur. Das nennt sich ein “Nachrichtenmagazin”.
Ach ja, wer diesen kranken Artikel lesen will, hier die URL:

‘www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,480023,00.html

Nachrichtenwert = 0

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Mein Parteibuch Blog: Petition für Mobbing-Beauftragte
04/28/2007 10:17 PM

Wenn ein Arbeitnehmer das erste Mal mit Mobbing konfrontiert ist, versteht er oft die Welt nicht mehr. Viele Mobbng-Opfer verstehen nicht einmal, warum sie gemobbt werden. Welcher einfache Mitarbeiter ahnt beispielsweise, dass manche Chefs insbesondere anständige Mitarbeiter wegmobben, weil der Chef Angst hat, ein zu anständiger Mitarbeiter könnte seine Verfehlungen aufdecken.

Sind Arbeitnehmer erstmal in der Mühle des Mobbing, so machen viele Mobbing-Opfer die Erfahrung, dass in ihrem Fall weder höhere Vorgesetzte noch Gewerkschaften in ihrem Mobbingfall helfen. Schaut man sich die Ursachen näher an, so finden sich im besten Falle unfähige Vorgesetzte, aber häufig genug auch kriminelle Strukturen, die bis in die höchsten Kreise reichen. Die in der jüngsten Zeit an das Licht gekommenen Vorgänge bei VW und Siemens machen das mehr als deutlich.

Qualifizierte unabhängige Mobbing-Beauftragte könnten einerseits Mobbing-Opfern Hilfe leisten und andererseits ein Frühwarnsystem gegen Wirtschaftskriminalität bilden. Um der Politik die Schaffung von Mobbing-Beauftragten eindringlich nahezulesen, hat die “Gesellschaft für Arbeits- und Sozialrecht e. V.” eine entsprechnde Petition beim deutschen Bundestag eingereicht. Mein Parteibuch ruft dazu auf, die Petition mitzuzeichnen.

Weitergehende Informationen dazu gibt es beim Aufruf zur Petition im Mobbing-Gegner sowie in der beim Mobbing-Gegner veröffentlichten Presseerklärung zum 1. Mai 2007.

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Irak: Was wir sogar aus einem SPIEGEL - Artikel alles herauslesen können
04/28/2007 06:49 PM

Daß Artikel in SPIEGEL - ONLINE zu gewissen Themen kaum noch Nachrichtenwert haben, sondern in anderen Zweckzusammenhängen gesehen werden müssen, darauf habe ich schon wiederholt hingewiesen. Manchmal kann man aber auch zwischen den Zeilen möglicherweise unerwünscht Fakten hervorblitzen sehen. Insofern ist das aktuelle Interview von SPIEGEL - ONLINE mit Stuart Bowen, US-Generalinspekteur für den Wiederaufbau, durchaus interessant, allerdings nicht im Sinne des einleitenden Textes, wonach dieser “trotzdem Hoffnungszeichen für das kriegszerstörte Land” sieht, denn die Schlagzeile ist schon zynisch genug: “Jetzt muss der Irak zahlen”

Die URL des Artikels, wer das vollständige Interview nachlesen will:
‘www.spiegel.de /politik /ausland /0,1518,479961,00.html

Bowen: Wir wollten den Irakern eigentlich stets nur Starthilfe für den Wiederaufbau geben. Die Botschaft meines letzten Berichts ist da ganz deutlich: Die Zeit, in der die USA den größten Anteil an Hilfs- und Wiederaufbauprogrammen für den Irak getragen haben, ist vorbei.

Natürlich, natürlich. Vorderhand hört sich das anders an als die jüngste Verkündigung des Magazins, wonach die US - Armee bitteschön bis zum Sankt - Nimmerleinstag im Irak verbleiben soll. Ich übergehe den offensichtlichen Zynismus in diesen Äußerungen Bowens, denn mindestens 600 000 umgebrachte Iraker seit 2003 sind als Ausdruck eines “Hilfs- und Wiederaufbauprogramms” deutlich genug. Es bleibt auch im weiteren zynisch:

SPIEGEL ONLINE: Und wer soll jetzt zahlen?

Bowen: Der Irak. Die Vereinigten Staaten haben enorm in den Irak investiert. Jetzt muss das Land die Führung beim Wiederaufbau selbst übernehmen. (…) Die Iraker nehmen die Lasten ernster, die sie jetzt schultern müssen, und allmählich wird klar werden, ob sie in der Lage sind, sie zu stemmen oder nicht. Ich erlaubte mir, die Hervorhebungen vorzunehmen.

Welche “Iraker” mag Bowen da wohl meinen? Richtig: die Angehörigen der Marionettenapparate, die sich die USA in der Zwischenzeit dort herangezüchtet haben. Liebe Leser, wenn Sie wüßten, wie bekannt mir das Gesäusel kommt. Es sind fast die gleichen Sätze, die ab 1968 zur sogenannten “Vietnamisierung” des Vietnamkriegs von diesen Typen abgesondert wurden. Doch eigentlich geht es in diesem Interview (angeblich) um das Thema Korruption. Der Irak nimmt nämlich Platz 2 auf der Rangliste korrupter Staaten ein. Seltsam, ich dachte immer, der Irak wäre “demokratisiert” worden. Spaß beiseite, war wirklich nur Sarkasmus. Wer ist nämlich verantwortlich für die Korruption im Irak? Vielleicht eine korrupte Regierung? Ach wo! Der Widerstand ist es!

Bowen: In Bezug auf die Korruption bin ich alles andere als optimistisch. Die Korruption hat buchstäblich jedes Ministerium im Irak befallen. Das macht mir sehr große Sorgen. (….) So schnell wie möglich muss ein Täter verurteilt werden, insbesondere ein hochrangiger, damit die Iraker erkennen, dass die Regierung es ernst meint, wenn sie gegen diese, wie wir es nennen, zweite Reihe der Aufständischen vorgeht. Und sicher ist: Die zweite Reihe unterstützt die erste.

Es darf wieder einmal gefragt werden, welche “Iraker” denn hier gemeint sind. Aber lassen wir das mal beiseite. Interessant ist das peinliche Zugeständnis Bowens, daß offensichtlich der Widerstand bis in die höchsten Ränge der Marionettenregierung recht (”zweite Reihe der Aufständischen”). Auch das ist eine sehr deutliche Parallele zu Vietnam im Zeichen der “Vietnamisierung” ab 1968. Als die US - Besatzer sich 1972 schrittweise aus Vietnam zurückzogen, da liefen binnen Wochen ganze Divisionen zum “Vietcong” über und nur massivste Bombenangriffe gegen Nordvietnam und die Ausweitung des Krieges auf Laos und Kambodscha konnten damals den sofortigen Zusammenbruch des Kollaborationsregimes hinauszögern. Dieser erfolgte gleichwohl drei Jahre später, 1975. Übrigens war die grassierende Korruption auch ein hervorstechendes Merkmal aller südvietnamesischen Marionettenregierungen von 1956 bis 1975. Also eine “Irakisierung” des Irakkrieges ist geplant, was der gleiche Schwindel ist wie die “Vietnamisierung” der Vietnamkrieges. Deswegen traut man sich wohl nicht, das so richtig auszusprechen. Die Erinnerung an den Vietnamkrieg könnte sonst das ganze mediale Gedöns beim besten Willen nicht mehr zudecken.
SPIEGEL ONLINE: Finanziert sich der Aufstand durch die Korruption?

Bowen: Der stellvertretende Regierungschef Barham Salih sagte mir kürzlich, dass allein die Korruption in der Raffinerie von Beidschi die Iraker über eine Milliarde Dollar gekostet hat. Und er war sich sicher, dass ein großer Teil dieses Geldes zu den Aufständischen überall im Irak geflossen ist.

Das spricht nur für die hohe Effizienz des irakischen Widerstandes. Aber wer ist denn nun “schuldig” an dieser Misere?

SPIEGEL ONLINE: Die meisten Ministerien werden von Schiiten beherrscht. Heißt das, auch die Empfänger solcher Gelder sind Schiiten?

Bowen: Diese Schlussfolgerung liegt nahe. Allerdings: Als Generalinspekteur muss ich mich auf Zahlen verlassen, die ich auch beweisen kann, und das kann ich nicht beweisen.

Aha. Schon eine ganze Weile zeichnete sich ein Kurswechsel in der imperialen Propaganda ab. Anfangs, ab 2003, waren ja zuerst die “Sunniten” die Bösen, weil sie sich (angeblich) von “al-qaida” verführen ließen, und die “Schiiten”, denen “die Amerikaner” ja so oft “geholfen” hatten, waren die Guten. Das kam zum Ausdruck dadurch, daß der historische Führer der schiitischen Partei SCIRI von “qaida” in einem Attentat umgebracht wurde und die Badr - Milizen anschließend zur Terrorisierung der Sunniten mißbraucht wurden. Jetzt erfolgt ein Kurswechsel in der offiziellen Lesart. Jetzt werden die “Schiiten” zu den Schwarzhutträgern gemacht, denn seit Al Sadrs steigendem Einfluß schwindet der Boden für die Besatzer im südlichen Irak und in Sadr-City von Bagdad. Die schiitischen Sockenpuppen der Besatzer verlieren gleichzeitig zügig an Boden. Siehe auch den jüngsten Artikel “Basra ist verloren”.
SPIEGEL ONLINE: Was ist denn nun schlimmer, die Sicherheitslage oder die Korruption?

Bowen: Die Sicherheitslage. (….)
(Rest ist Geschwätz)

Also darum geht es: Es geht nicht um die (unbestreitbare) “Korruption”, die ja den Besatzern zugute käme, sondern darum, daß sie nicht im Sinne der Besatzer funktioniert. Und vor allem geht es darum, daß trotz intensiven “false - flag” - Attentaten die “Sicherheitslage” offenkundig den Besatzern vollkommen entglitten ist. Dies wird im weiteren Verlauf des Interview überdeutlich.

S PIEGEL ONLINE: Hängt nicht ein künftiger Wohlstand im Irak, sollte er denn jemals kommen, vom Wiederaufbau der Ölproduktion ab?

Bowen: Sicher. 95 Prozent des staatlichen Einkommens stammen aus Öl- und Gasverkäufen. Die Iraker haben die drittgrößten Ölreserven der Welt. Das Land sollte eigentlich längst auf dem Weg zu Wohlstand sein. Aber die Produktion liegt immer noch unter Vorkriegsniveau. Schuld daran sind eine miserable Infrastruktur in diesem Bereich und die Tatsache, dass sich die Vereinigten Staaten nicht auf Investitionen in diesen Sektor konzentriert haben. Nur neun Prozent des Hilfs- und Wiederaufbau-Fonds sind dafür bereitgestellt worden.

So ist das eben, wenn man als Räuber und Plünderer in ein fremdes Land kommt. Aber ist es nicht interessant? Das Vorkriegsniveau (vor 2003) ist nicht erreicht, und das war schon extrem niedrig durch den pausenlosen Bombenkrieg der USA gegen das Land seit 1991, die von den USA erpreßten UNO - Sanktionen, vom Krieg 1991 ganz zu schweigen. Bowen gesteht also ein, daß die Zerstörung des Irak durch die USA jede Dimension zu sprengen droht. Es handelt sich um ein Jahrtausendverbrechen.
Doch lassen Sie mich eine andere Frage aufwerfen, liebe Leser. 9 % des “Hilfs- und Wiederaufbaufonds” wurden also für Infrastruktur im bereich Produktion ausgegeben. Wofür eigentlich der Rest? Für Schulen, Krankenhäuser, Altersheime, Nahverkehrssysteme? Oder vielleicht für “Sicherheitstechnik” und “Sicherheitsmaßnahmen”? Fast 100 000 private Söldner im Lande im Salär dubioser “Sicherheitsfirmen” wie Blackwater” etc kosten schließlich eine Stange Geld. Leider habe ich keine konkreten Zahlen gerade greifbar, aber vielleicht steuert von den Lesern jemand was bei.

SPIEGEL ONLINE: Hinzu kommt, dass die Aufständischen besonders gern die Rohrsysteme angreifen. Bowen: Richtig. Die Pipeline in die Türkei ist praktisch ständig außer Betrieb.

Hervorhebungen von mir. Interessant. Mehrfach interessant. Pipeline in die Türkei. Klar doch. Auch das Kurdenthema erscheint in einem neuen Licht, sowohl was den Nordirak als auch was die Kurden in der Türkei angeht. Bis in den hohen Norden ist nämlich der irakische Widerstand aktiv, daran ändern auch die beiden kurdischen Kollaborationsparteien DPK und PUK wenig. Keineswegs stehen die Kurden geschlossen hinter diesen beiden Parteien.
Sobald sie wieder benutzt werden kann, wird sie abermals zerstört und das ganze System zum Stillstand gebracht.

Noch interessanter. Alle Feuerkraft scheint da nichts zu nützen. Patroullienflüge von Hubschraubern die Pipeline entlang wohl auch nicht, zumal sie sehr sehr angreifbar dadurch werden (denken sie an die hohen Hubschrauberverluste der Besatzer!)

Deshalb muss der Transport über Lastwagen erfolgen, was wiederum die ideale Voraussetzung für den Schmuggel ist.

Lach. Oder die ideale Voraussetzung für “roadside bombs”. Das scheint mir wesentlich naheliegender. Bowen bescheinigt uns höchstoffiziell die offenkundig hohe Effizienz des Widerstandes. Die Eroberung des Landes durch die US - Armee nützt nämlich den US - Ölkonzernen nichts, weil sie das Öl gar nicht mehr außer Landes bekommen.

SPIEGEL ONLINE: Wie können die USA unter diesen Umständen eigentlich erwarten, dass die internationale Gemeinschaft im Irak investiert?

Was kann ein Bowen auf so was schon zur Antwort geben? Sagen Sie selbst! Auf was tippen Sie?

Bowen: Auf der Madrider Geberkonferenz 2003 versprachen andere Staaten 13 Milliarden Dollar, von denen 10 Milliarden noch ausstehen, wofür ich vom Standpunkt eines Investors durchaus Verständnis habe.

Anders ausgedrückt: Die US - Militärmaschine wollte die Kosten des Raubkrieges gegen den Irak natürlich zuallererst den närrischen “Geberländern” aufbürden und in zweiter Linie dem Irak selber, sprich der dort eingesetzten Marionettenregierung. Vorgeschossen hatte die Kosten der amerikanische Staatshaushalt, der auch nur noch ein schwarzes Loch darstellt. Nun wollen die “Geber” nicht so recht mehr. Der Verkauf von irakischen Dinaren im Internet bringt auch nichts ein. Die Mittel des us-amerikanischen Staatshaushaltes sind erschöpft. Und die irakische Marionettenregierung - abgesehen davon, daß sie zutiefst korrupt ist - steht vor dem Zusammenbruch. “Trotzdem Hoffnungszeichen für das kriegszerstörte Land”. Aber sicher doch. Sobald die US - Armee mit allen Vasallen und Handlangern außer Landes gejagt worden sind.

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Oeffinger Freidenker: Endlich wieder mal Empören!
04/28/2007 04:24 PM
Am trefflichsten empört es sich über Antisemitismus. Trotz aller Warnungen vor dem drohenden Untergang des Abendlandes kommt der aber nicht so oft vor, dass man sich allzuoft empören könnte, selbst wenn man all die Fälle von gespielter Empörung einrechnet. Zurzeit macht die RAF von sich reden, eigentlich eine gute Gelegenheit.
Der Hintergrund: Stefan Raab hat das Ausscheiden Max Buskohls aus DSDS veralbert, indem er ein Bild des Sängers als Collage mit Stern und Maschinengewehr und Schild "Seit 156 Tagen Gefangener von R.T.L." darstellte. So weit, so witzig. Natürlich empört sich nun alles, allen voran die Schleyer-Familie. Aber auch die CDU ist schnell dabei, denn hier geht es ja gegen das Allerheiligste: die Furcht vor den Systemgegnern. Wenn man darüber Witze machen dürfte...! Dabei sind die Argumente teilweise eng am Rand der Lächerlichkeit: „Wer Fotos von RAF-Opfern für Show-Effekte nutzt, handelt unverantwortlich. So wird die Erinnerung an die schweren Verbrechen der RAF der Lächerlichkeit preisgeben", so Kulturstaatsminister Bernd Naumann (CDU). Auch andere Berufene und vor allem viele Unberufene äußern sich dahingehend. Tenor: die RAF war böse, deswegen macht man keine Witze drüber. Aber das ist Unfug. Wer könnte ernsthaft daran zweifeln, dass Hitler böse war und der Holocaust ein Verbrechen, wenn man einen Witz über ihn macht? Witze dieser Art spielen mit der Metaphorik, jeder weiß, was gemeint ist. Diese künstliche Erregung, die Maulkörbe, die hier angelegt werden sollen sind Gift für die Meinungsfreiheit. Was den Eliten nicht recht ist, öffentlich diskutiert zu werden, wird mit einem Verweis darauf wie schlimm es wahr zur Tabuzone. Man kann nur hoffen, dass Raab standhaft bleibt und sich nicht zu einer Entschuldigung erniedrigt.

Nachtrag: Die Süddeutsche hat einen guten Kommentar verfasst:
Die große Erfahrung des Abends aber ist: Mit RAF-Analogien trifft man diese Kiddies, ihren Sender und die Berufs-Querulanten der Jury nicht. Nicht, weil sie dem nicht standhielten – sondern, weil sie in ein mediales Parallel-Universum postiert wurden, das über keinerlei Kommunikationsstränge zur Wirklichkeit und also Geschichte verfügt. Die Referenzgröße für die Sangeskerlchen von DSDS sind daher nicht die fehlgeleiteten Terroristen der RAF, sondern eher die programmierten Unwesen der Sims aus dem Computerspiel.
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Oeffinger Freidenker: Fundstücke
04/28/2007 04:15 PM
Einsatzregeln für Kampfroboter - Terminator is back.
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Telepolis zur Bahnprivatisierung.
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Brandrede Prantls zum Thema Onlinedurchsuchungen.
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Analyse zum Wolfowitz-Skandal und der Weltbank allgemein.
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In der Zeit findet sich ein grandioser Artikel gegen die Sicherheitsverwahrung; es scheint, als ob nun sogar die Leitmedien für Fragen der Grundrechte sensibiliert sind. Deutlich zu spät zwar, aber besser als nie.
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Interessanter Artikel zum Grundeinkommen.
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Beck fordert eine Migrationssteuer.
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Sehr guter Artikel zum Thema Wahn des Wettbewerbs von der FR.
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Im Bundestag gab es eine gute Protestaktion; natürlich wird wieder der Ruf nach Überwachung und Verbot laut.
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Feynsinn zum Thema RAF.
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Politblog.net: Public Affairs - Fallstudie
04/28/2007 03:49 PM

Public Affairs (PA) ist neben Government Relations eine weitere, eher PR- als direkt lobbyingorientierte Unterrubrik von Lobbyismus. PA arbeitet an der Schnittstelle zwischen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. PA ist eine professionelle Dienstleistung, die Organisationen berät, um ihre Beziehung zum politischen Feld zu organisieren. Ein sich teilweise überschneidender Bereich ist die Politikberatung.

PA stammt aus den USA und ist in Deutschland als Dienstleistungsangebot von Agenturen eine noch junge und aufstrebende Disziplin, die 1999 einen starken Entwicklungsschub mit dem Regierungsumzug von Bonn nach Berlin erhielt. Seitdem wird PA zunehmend als Dienstleistung nicht nur von Verbänden, sondern auch von Agenturen und externen Beratern betrieben. Den Mittelpunkt der deutschen PA-Branche bildet das Berliner Regierungsviertel, wo sich ein Großteil der auf PA spezialisierten Akteure angesiedelt hat.
Aus wikipedia, Hervorhebungen von mir

Sehen wir uns die Selbstdarstellung eines ungenannten Public Affairs - Unternehmens an, das wir zufällig ausgewählt haben:

Im Bereich „Government Relations" unterstützen wir unsere Kunden mit Aktionen und Kommunikation zu bestimmten Gesetzesvorhaben und Vorschriften. Wir versuchen, Verständigung und Verständnis für die jeweiligen Positionen bei den relevanten Entscheidern und Gruppierungen herzustellen. Transparenz und die Einhaltung der existierenden berufsethischen Vorschriften sind hierbei für uns Grundlage unseres Erfolges.

Das klingt doch wirklich gut, oder? Die Kunden werden also mit “Aktionen und Kommunikation zu bestimmten Gesetzesvorhaben und Vorschriften” unterstützt. Fragen, die sich aufwerfen, sind folgende:
Wer sind die Kunden? Es scheint sich nicht um die Abgeordneten der Legislative zu handeln, die eher “Zielobjekte” dieser Tätigkeit zu sein scheinen.
Um welche Aktionen handelt es sich?
Welche Mittel werden eingesetzt, um Verständnis für die jeweiligen Positionen (der Kunden) bei den “relevanten Entscheidern und Gruppierungen” herzustellen?
Um welche relevanten Entscheider und Gruppierungen handelt es sich?
Welcher Art sind die existierenden berufsethischen Vorschriften?
Schließen diese beispielsweise eindeutig aus, daß die “jeweiligen Positionen”, für die es “Verständnis” zu wecken gilt, gegebenenfalls - nur um ein Beispiel zu nennen - kriminelle oder moralisch höchst fragwürdige sind?
Inwieweit werden diese “berufsethischen” Vorschriften auch eingehalten? Oder sind sie nur self - marketing?
Beim Issue Management und in der Krisenkommunikation zeichnen wir uns dadurch aus, stets das Unerwartete zu erwarten, bevor es entscheidend die Lage unserer Klienten beeinflussen kann. Wir sind der Meinung, dass man die meisten Themen vorbereiten, meist sogar deren Verlauf vorhersehen kann und die notwendige Kommunikation entsprechend planbar ist.

Zunächst klingt das auch unheimlich gut, oder? Stets das Unerwartete erwarten, bevor es die Lage des Klienten beeinflussen kann.
Wer sind die Klienten?
Um welche Krisen könnte es sich handeln?
Wie läßt sich “notwendige Kommunikation” im Krisenfall planbar machen?
Wie sehen solche “Planungen” konkret aus?
Sinnvolle Kommunikation, gerade mit Regierungsinstitutionen und Entscheidern, ist auch in akuten Krisenfällen begleitend immens wichtig, um kurz- und langfristige Imageschäden zu vermeiden. Unsere Unterstützung reicht hierbei von der kommunikativen Begleitung bei Rechtsstreitigkeiten bis hin zur Beratung bei umweltrelevanten und gesellschaftspolitischen Herausforderungen.

Nochmal: um welche Kunden handelt es sich?
Was könnte sich hinter dem Ausdruck Imageschäden verbergen?
Um welche Imageschäden handelt es sich?
Was könnte für die Imageschäden, die hier angesprochen wird, verantwortlich sein?

Ein Schwerpunkt unserer Arbeit liegt auch in Bereichen, die sich mit sozialen und gesellschaftlich relevanten Themen, der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen (der sog. „Corporate Social Responsibility") und der Nachbarschafts- und Gemeinschaftskommunikation (sog. „Community Relations") beschäftigen.

Welche gesellschaftliche Verantwortung haben Unternehmen?
Welche glauben sie zu haben?
Welche tragen sie wirklich?
Würde es sich mit den berufsethischen Vorschriften auch vertragen, eine Wahrnehmung gesellschaftliche Verantwortung eines Unternehmens nur vorzutäuschen bzw zu behaupten?

Hierbei arbeiten wir für Verbände und Nichtregierungsorganisationen, die Überzeugungsarbeit zu verschiedenen Themen leisten, sowie für Unternehmen, die im Rahmen ihrer gesellschaftlichen Verantwortung tragfähige und verständnisorientierte Beziehungen zu verschiedenen Anspruchsgruppen aufbauen.

Was wird hier als Verbände und Nichtregierungsorganisationen bezeichnet?
Bei wem soll Überzeugungsarbeit geleistet werden?
Wie sieht diese “Überzeugungsarbeit” dann konkret aus?
Was sind die verwendeten Methoden und Techniken?
Um welche Themen handelt es sich?
Welche gesellschaftliche Verantwortung tragen denn Unternehmen?
Was heißt konkret “verständnisorientierte Beziehungen”?
Was ist mit “verschiedenen Anspruchsgruppen” gemeint?
Und zuletzt noch eine beiläufige Frage:
Könnte auch die Konstruktion etwa, um irgendein ein beliebiges historisches Beispiel zu nehmen, beispielsweise der Brutkastenlüge im Rahmen einer solchen PA - Arbeit liegen?

Liebe Leser, vielleicht erscheinen Ihnen meine Fragen ein wenig kryptisch. Es gibt Gründe, warum ich sie so und nicht anders stelle. Ich werfe nur Fragen auf. Ich biete in diesem Text - ausdrücklich - keine Antworten.
Haben Sie vielleicht Lust, ein wenig nachzuforschen? Nach Antworten?
Nur zu!

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Oeffinger Freidenker: Gespenst der Reaktion
04/28/2007 03:46 PM
Es sind solche Momente, in denen ich mich wirklich frage, in was für einem Land ich lebe. Baden-Württemberg ist wahrhaftig nicht gerade ein Bundesland, das einem einfällt, wenn man an Dinge wie "Demokratie", "Meinungsfreiheit" oder auch nur "Vernunft" und "Aufklärung" denkt. Aber bisweilen treibt der Geist der Reaktion wirklich bizarre Blüten, und sofern diese nicht gerade in Form nachgerade hetzerischer Artikel bei der BILD zu finden sind, so stößt man todsicher in der Stuttgarter Zeitung und ihren zahlreichen Regionalablegern darauf.
So auch in der Nummer 94 des laufenden Jahres, in der Rainer Wehaus in einem Leitartikel über den "Spuk der RAF" schreibt, brav wie pünktlich zum anstehenden Gedenken an die 30 Jahre zurückliegenden Ereignisse des Jahres 1977. Neben der durchaus richtigen Erkenntnis der übermäßigen Aufgeregtheit der Debatte endet der Leitartikel jedoch mit einem Absatz, der ebenso fragwürdig ist wie er Kopfschütteln auslößt. Denn er lautet folgendermaßen:
"Und die RAF ist auch heute noch gefährlich. Denn ihre Ideologie spukt weiter in manchem Kopf herum. Von 6. bis 8. Juni treffen sich die wichtigsten Industrienationen zum G-8-Gipfel in Heiligendamm. Die Polizei rechnet mit gewalttätigen Protesten von so genannten Globalisierungsgegnern. Im Vorfeld hat es in Norddeutschland bereits 19 Brandanschläge linksextremistischer Gruppen gegeben. Auch diese Gruppen kämpfen angeblich für eine gerechetere Welt. Tatsächlich treibt sie eine unkontrollierbare Wut und Lust an der Zerstörung. Wer heute noch immer der RAF hehre Motive bescheinigt, der redet - ob er will oder nicht - auch solchen Gruppen das Wort."
Man muss sich diesen grotesken Schwachsinn, der hier im Gewand publizistischer Glaubwürdigkeit daherkommt, wirklich auf der Zunge zergehen lassen. Mit seiner als nüchterne Analyse getarnten Hasstirade gelingt Wehaus nämlich zweierlei: zum einen werden Globalisierungsgegner diffamiert. Alleine die Verwendung solcher Vokabeln wie "so genannte" sorgt zu Stirnrunzeln und konnotiert die Globalisierungsgegnerbewegung in den Köpfen der durchschnittlichen und wenig über die Zusammenhänge informierten Durschnittsleser dieses Organs. Dazu kommt der fröhliche Mix zwischen Attac, Jungdemokraten&Co und den Extremisten, die die Anschläge begangen haben (und von denen man, anders als Wehaus zu suggerieren versucht, bis heute nicht weiß wer sie waren und ob sie die Anti-G8-Parolen nicht nur zur Tarnung nutzten). Mit einem Schlag oder, um im Bilde zu bleiben, mit einem Federstreich denunziert Rainer Wehaus sämtliche Demonstranten als Terroristen oder zumindest potenzielle Terroristen. Ein weiteres Problem ist die in den Leitmedien ständig zu findende Vokabel "Globalisierungsgegner". Sie hat mehrere Vorteile; so ist sie wunderbar griffig und schafft bereits beim Lesen Distanz. Gegner von irgendwas, das kann ja nur böse sein, besonders wenn man traditionell so denkfaul ist wie die Konservativen Baden-Württembergs. Durch Sprache lässt sich bekanntlich viel machen. Ob sich sinistre Personen wie Schäuble immer noch ständiger Zustimmung erfreuen würden, titulierte man sie als "Grundrechts-Gegner"? Die Logik der Benennung wäre dieselbe: denn wollen Schäuble und Konsorten andere Grundrechte, die mehr ihren Ansprüchen genügen, so wollen die "Globalisierungsgegner" nur eine andere Globalisierung: nicht umsonst heißt der attac-Leitspruch "Eine andere Welt ist möglich". Es geht um Gerechtigkeit und Frieden, nicht um Zerstörung und Egoismus. Gerne aber werfen die konservativen Medien dies durcheinander, ob aus reiner Dummheit oder um gezielt Meinung zu machen ist einerlei, unzulässig ist es in jedem Fall.
Zum anderen wird ein völlig unzulässiger Zusammenhang zwischen RAF und der G8-Demonstranten geschaffen geschaffen. Gerne werden autonome Radikale als repräsentativ für die linke Bewegung geschaffen, wenn nicht gerade das Bild des alternden und mauermordenden Ex-SED-Funktionärs besser taugt. Dadurch, dass dem verquerten RAF-Gedankengut hier eine Gemeinsamkeit mit der Antiglobalisierungsdebatte unterstellt wird, wird die gesamte Bewegung auf einen Schlag gleich doppelt diskreditiert. Denn nichts könnte falscher sein: die RAF stand für eine Revolution, gewaltsam und mit Mord und Totschlag gegen die Repräsentanten des von ihnen empfundenen "Schweinesystems". Die Anti-Globalisierungsdebatte steht für Frieden, Gerechtigkeit und soziale Teilhabe aller an der Gesellschaft. Dass dies Konservativen, die ohnehin dem Egoismus des Neoliberalismus das Wort reden nicht behagt, ist mir klar. Dass es eine Schande für die Pressefreiheit ist auch.[Link] [Cache]
Lumières dans la nuit: Wo wuchs es an?
04/28/2007 02:56 PM

Als damals die DDR von der BRD aufgekauft wurde (entschuldigt bitte, aber heute ist mir nach etwas Zynismus), gab es von Seiten der politischen Kaste der BRD einen kleinen, dummen Spruch, mit dem man diesen Akt der nationaltaumelnden Bevölkerung noch etwas schmackhafter machen wollte: “Jetzt wächst zusammen, was zusammen gehört.”

Heute kann sich ein wacher Mensch schon einmal fragen, an welchen Stellen in der neuen, größeren BRD eigentlich der ganze Spitzel- und Propaganda-Apparat der ehemaligen DDR angewachsen ist. Zum Beispiel kann der Unterschied zwischen der ARD-”Tagesschau” und der Nachrichtensendung des DDR-Fernsehens, der “Aktuellen Kamera”, schon einmal sehr klein wirken, wenn man erlebt, was momentan in der Tagesschau schon einmal verschwiegen wird. Und das, obwohl im Moment nicht nur das Sommerwetter, sondern auch das politische Sommerloch vorgezogen zu sein scheint. :mrgreen:

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Mein Wa(h)renhaus: Wunder Geschehn!
04/28/2007 02:35 PM
Hier sind wir wieder, und das Beste vorweg, es ist alles ruhig geblieben. Fast schon ein Wunder. Dafür hatten wir einen interessanten Abend und ein gutes Frühstück, bei dem uns Ulrich Brosa einige seiner spannendsten und heftigsten Geschichten der letzten Jahre erzählte, Geschichten, die man möglicherweise auch noch einmal im Ohrfunk hören wird. Tonmaterial habe ich [...][Link] [Cache]
Politblog.net: Erste Gewaltdrohungen gegen mich durch Forentroll?
04/28/2007 12:27 PM

Dem Geheimnis sogenannter Imperialtrolls oder Forentrolls bin ich ja schon seit längerem auf die Spur gekommen. Ich fragte mich, wozu die gewaltigen finanziellen Mittel eigentlich dienen, die in sogenannte “Pubblic Affair” - Agenturen hineingesteckt werden. Nur der Aufkauf von Schlüsseljournalisten kann es ja nicht sein, ein Blick auf die Presselandschaft zeigt, daß alle entscheidenden Stellen bereits von Imperialjournalisten besetzt sind.
Die meisten Presseerzeugnisse im Internet haben unterdessen Kommentarforen. Wenn man sich dort umschaut, fällt einem die stete Präsenz von anonymen Kommentatoren auf, die mit zum Teil brachialen, zum Teil mit subtilen Mitteln US - Propaganda betreiben.
Es liegt nahe, zumindestens bei einem Teil von ihnen - allein schon wegen der ständigen Präsenz und der stereotypen Positionen - “Lohnschreiber” zu vermuten. Mit ein wenig Erfahrung kann man sogar sehr schnell diejenigen Kommentatoren, die wirklich Überzeugungstäter sind, weil sie die medialen Lügen internalisiert haben, von den Lohnschreibern unterschieden. Es ist auch nicht schwer: Lohnschreiber tun ihren Job und erledigen den nach einer gewissen Methode und mit einem Reservoir an Textbausteinen und Links.

Ich habe einige dieser mutmaßlichen Forentrolls bei ihrer Arbeit beobachtet und natürlich mich auch darin versucht, ihre Arbeit zu sabotieren. Ich bin da ehrlich. Kriegsvorbereitungen zu sabotieren halte ich für ein ehrliches und moralisch sauberes Handwerk. Meistens versuche ich dabei, “stille Leser” auf unsere Seiten (politblog) oder andere kritische Seiten einzuladen (durch entsprechende Links).

Einige der Forentrolls scheinen mittlerweile sehr erbost darüber zu sein, daß ich ihnen die - wie soll ich sagen? - Früchte Ihrer Arbeit immer wieder zunichte mache.

Wissen Sie, wie die Mafia gewöhnlich Gewalt androht? Sie macht das NIEMALS direkt, sondern stets subtil und trotzdem deutlich. Mir gelang es, einen ( aus meiner Sicht) Forentroll zur (indirekten und damit auch nicht strafrechtlich relevanten) Gewaltandrohung zu verleiten. Schauen Sie sich das lehrreiche Beispiel an.

Und lesen Sie auch bitte durchaus den Fisk-Artikel im Counterpunch, auf den der Troll so bedeutsam verweist. Nehmen Sie es als Studie über die Arbeitsweise dieser Leute.

Was Imperial- oder Forentrolle angeht, so werde ich darüber noch einen eigenen Artikel schreiben.

Disclaimer: Ich äußere in diesem Artikel meine persönlichen Schlußfolgerungen und Meinungen und mache insofern vom Grundrecht auf freie Meinungsäußerung gemäß § 5 GG Gebrauch.

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Deutschland Debatte: Fördern und Fordern auch für Industriepolitik!
04/28/2007 02:09 AM
Der Sanierungsplan erfordert die Streichung von 2300 Jobs, meint die WELT; wir sagen: der Sanierungsplan stürzt 2300 Familien ins Unglück! Allen vollmundigen Versprechungen der aufgeblasenen Politiker zum Trotz wird gestrichen und vermutlich verlagert. Aber: 750 neue billig- Leiharbeitskräfte sollen eingestellt werden. Wer von den Lesern kennt die Zuwendungen durch Organe unseres Staates an das Hamburger Werk? DD fordert: [Link] [Cache]
Deutschland Debatte: Erziehungsauftrag justiziabel machen!
04/28/2007 01:37 AM
Die WELT berichtet über eine Fall einer 46 jährigen Berlinerin, die angeblich etliche Monate ihre Kinder nur unzureichend betreut und außerhalb der völlig verwahrlosten Wohnung sich aufgehalten hat. Fakten: Seit 1998 hatte diese Frau Hilfen zur Erziehung erhalten, darunter auch eine Familienhelferin nahezu für das gesamte Jahr 2006 der Hausbesitzer hatte wegen der Familie schon mehrfach beim Jugendamt angerufen Kinder [...][Link] [Cache]
Video: Beirut - Elephant Gun
04/28/2007 01:29 AM
Nach der Existenzberechtigung von Seiten wie MySpace oder YouTube suche ich schon seit einiger Zeit. Sie sind äusserst unansehnlich und unübersichtlich gestaltet, so dass ich nicht verstehen kann, wie man dort als Musiker noch etwas hochladen kann. Neben meist schlechten Aufnahmen und langen Ladezeiten sind sie meines Erachtens nicht mehr als eine Datenablage von minderer Qualität. Dabei gibt es viele Alternativen.

Der neuste Trend ist da Imeem. Imeem ist, ganz social, darauf aus Musikern, Fans, Videoregisseuren und Fotografen eine gemeinsame Plattform zu bieten. Wenn dann solche Services wie Imeem, nebst schickem Design und weitaus besserer Contentverwaltung, vermehrt von den Medien und Labels wahrgenommen und genutzt werden, stellt sich mir die Frage, welches As Youtube/MySpace noch im Ärmel haben um diesen Fortschritt einzuholen.

Doch zurück zur Überschrift: die bereits hier lobend erwähnten Beirut haben das auch erkannt und ihr Video zu 'Elephant Gun', welches auf der 'Lon Gisland EP' enthalten ist, auf Imeem veröffentlicht. Die Tanzeinlagen der Band haben einen exzellenten Touch und lassen das Video zu einem der Besten werden, welches ihr heute sehen werdet. In diesem Sinne, sehet und staunet ob der hervorragenden Qualität, nicht zuletzt wegen Beiruts exzellenter Musik.



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Aufstand im Irak: "Basra ist verloren"
04/28/2007 12:17 AM

Ein britischer Soldat hat die Vorschriften gebrochen und nach seiner Rückkehr aus dem Irak öffentlich den Horror seiner Dienstzeit dort gegenüber einer Lokalzeitung ausgesprochen.
Hier die Quelle des Artikels.

Entnommen aus http://iraqwar.mirror-world.ru

Ich habe den Artikel in Auszügen, nicht vollständig, übersetzt.

Die britischen Truppen in Basra, so Private Paul Barton, befänden sich unter Belagerung wie “sitzende Enten” gegenüber einem wachsenden und hocheffizienten Aufstand.

Dies finde ich nun doch hochinteressant, verbreitete unsere Systempresse doch vor einiger Zeit, die britischen Besatzungstruppen im Südirak wären - im Unterschied zu den häßlichen US - Soldaten im Zentralirak - doch so “beliebt” bei den “Schiiten”.
Es wundert mich nicht, daß diese noch vor gar nicht so langer Zeit auch durch Fernsehen verbreitete Lüge nun mit einem gewaltigen Mörser - Knall auffliegt.

Doch zurück zu Private Paul Barton.

“Basra ist verloren, sie haben längst die Kontrolle. Es ist ein Aufstand auf allen Ebenen und die Regierung versucht nur noch ihr Gesicht zu wahren”, erklärte Private Paul Barton. Er ist 27 Jahre alt und kam von seinem zweiten Einsatz im Irak zurück. Mit Regierung meint er offensichtlich seine eigene.

Ein “Aufstand auf allen Ebenen” (im Original “fill-scale riot”) also. Und “sie” haben längst die Kontrolle. Interessante Frage natürlich, wer sich hinter “sie” verbirgt. Das kann uns Paul Barton natürlich nicht beantworten, er ist nach dem Willen seiner Regierung nur Kanonenfutter, und kein Investigationsjournalist. Aber sie gibt es ja ohnehin kaum noch.

“Ich will, daß die Leute es sehen wie es ist, und keine Zuckerguß - Version”
Sein öffentlicher Protest ist auch Ausdruck einer allgemeinen Unruhe in der Truppe, macht er deutlich.

“Wir verloren Leute und hatten keinen Ersatz für sie. Sie hören über Ereignisse aber nicht über die Verletzungen. Wir hatten vier, die wurden in den Arm geschossen, ein Kerl wurde zweimal durch Bomben hochgejagt und in den Nacken geschossen und überlebte”.

Über die irakischen Zivilisten, die bei Vergeltungsaktionen über die Klinge springen, verliert natürlich auch Barton kein Wort. Doch sei es ihm gedankt, daß er überhaupt spricht und nicht lügt, wie die Politiker, die ihn ins Feld geschickt haben.

Meistens hatten sie mindestens ein “glückliches Entkommen” (”Gerade noch mal Glück gehabt”) während ihres Einsatzes.
“Ich wurde mit einer Handgranate beworfen von einem praktisch fünf Jahre altem Kind. Eine Mörsergranate krepierte einige Meter vor mir”.

Eine seltsame Aussage. Ich interpretiere sie nicht als Indiz für die Verwendung von “Kindersoldaten” durch den irakischen Widerstand, sondern als Ausdruck des tiefen Hasses der gesamten bevölkerung gegen die Besatzer.

Auf der letzten “Tour” (Patroullie?) wurden Barton und seine Leute zwei bis dreimal am Tag von Mörsern beschossen. Fünfzehn Mörsergranaten und drei Raketen wurden allein schon in der ersten Stunde ihrer Anwesenheit dort auf sie abgeschossen, berichtet er. Von 40 Leuten waren nur 5 unverletzt nach dem Ende des Einsatzes in der Basis im Shatt el-Arab Hotel.

Diese Verlustrate ist in der Tat enorm.

Er spricht weiter von einer “Belagerungsmentalität” in der Truppe.

“Jede Stunde wurden wir mit Mörsern beschossen, den ganzen Tag. Wir schossen konstant zurück. Wir schliefen während sechs Monaten kaum und konnten uns nicht ausruhen”.

Das zermürbt, so der Soldat weiter. Sie schossen “konstant” zurück. Was mag das heißen? Feuerkraft, das darf man annehmen, hatten sie genug.
“Jede Patroullie liefen wir Gefahr, entweder erschossen zu werden oder durch eine roadside - Bombe in die Luft gesprengt”.

Er besteht darauf, daß die Aufständischen besser trainiert, ausgerüstet und versorgt sind denn je zuvor.

“Wir haben unsere Ankunft hier überspannt. Wir sollten den Abzug beschleunigen. Es ist ein verlorener Kampf. Wir sollten abziehen und sein Ende verkünden”.

So weit Private Paul Barton.

Basra? War das nicht die Stadt, wo angeblich die britischen Soldaten ohne Stahlhelm, wie die Bobbies nur mit Barrett durch die Straße spazieren? Wo die “befreiten Iraker” sich über die “Befreier” so freuten (Soap - opera im Fernsehen)?

Private Paul Bartons Schilderung klingt ganz und gar nicht danach. Mehr noch: Private Paul Bartons Aussage ist eine deutliche Widerlegung aller offiziellen Propagandalügen, wonach ein “Bürgerkrieg” im Irak im Gange wäre. Was Private Paul Barton erzählt, klingt nach allem anderen, nur nicht nach einem Bürgerkrieg.

Offen gestanden war selbst ich überrascht durch die Angaben von Barton, denn selbst ich war der Meinung, daß die im Süden des Irak gelegene Stadt Bara vergleichsweise “ruhigeres Gebiet” für die Besatzer sei.

Nun, ich habe mich geirrt. Barton sei Dank, daß ich es jetzt weiß.

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Ergänzung am 28.4.2007

Video über die Kampfhandlungen im Irak

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