Thursday, June 19, 2008

Parteibuch Ticker Feed von 2007-05-13

Parteibuch Ticker Feed von 2007-05-13


Politblog.net: TINA - Suggestion als konstruierte und gefilterte Realitätswahrnehmung
05/13/2007 11:52 PM

“Der Mensch lebt noch überall in der Vorgeschichte, ja alles und jedes steht noch vor Erschaffung der Welt, als einer rechten. Die wirkliche Genesis ist nicht am Anfang, sondern am Ende, und sie beginnt erst anzufangen, wenn Gesellschaft und Dasein radikal werden, das heißt sich an der Wurzel fassen. Die Wurzel der Geschichte aber ist der arbeitende, schaffende, die Gegebenheiten umbildende und überholende Mensch. Hat er sich erfaßt und das Seine ohne Entäußerung und Entfremdung in realer Demokratie begründet, so entsteht in der Welt etwas, das allen in die Kindheit scheint und worin noch niemand war: Heimat.” (Ernst Bloch)

Diese Sätze des von mir hochverehrten Philosophen Ernst Bloch, den noch zu Lebzeiten persönlich kennenzulernen ich die Ehre hatte, möchte ich diesem Artikel voranstellen.

Das Thema ist TINA. TINA, dieses Stichwort hatte der Kommentator Jello eingeführt, steht für “There is no alternative” und bezeichnet eine Ideologie, ein Dogma, eine kollektive Massensuggestion.

TINA ist der eigentliche Inhalt all dessen, was wir Tag und nacht von unseren TV- und Printmedien zu hören und zu sehen bekommen.

So wie in der Antike einst Aristoteles seinen Zuhörern weismachen wollte, daß es keine Alternative zur damals erlebten Realität gäbe ( er antwortete sinngemäß auf die Frage der Sklaverei: “Es ist nun einmal so!”), so ist heute die TINA - Hypothese das zentrale Dogma unserer Zeit, durchaus vergleichbar den Dogmen der Kirche.
Erinnern wir uns, daß unter anderem ein Galileo Galilei aufgrund seiner Beobachtungen zu dem Schluß kam, daß das Dogma des ptolemäischen Weltbildes (die Erde als Mittelpunkt des Universums, Planeten und Sonne um sie kreisend) nicht stimmen konnte und es infrage stellte.

Wissen Sie, wieviele “Gelehrte” der damaligen Zeit bemüht wurden, Galileo Galileis dreiste heliozentrische Theorie zu widerlegen?

TINA ist das Dogma der kapitalistischen Globalisierung, zu der es angeblich “keine Alternative” gäbe.

Um es gleich zu sagen: Natürlich bin ich davon überzeugt, daß es Alternativen zur kapitalistischen Globalisierung gibt, sogar einen riesigen Raum von Lösungen und Alternativen. Und es ist höchste Zeit, daß die Menschheit sich mit diesem Lösungsraum beschäftigt. Aber die Vorraussetzung dafür, daß Menschen gemeinsam an diesen Lösungsmöglichkeiten arbeiten, ist die Überwindung des TINA - Dogmas.

Und die Voraussetzung für die Überwindung des TINA - Dogmas ist die Erkenntnis, daß es dieses Dogma überhaupt gibt. Es wird nämlich klugerweise versteckt, hinter bunten Bildchen, schönen Worten, Leitartikeln, “Debatten” (die keine sind) usw.

Zur Illustration der Existenz des TINA - Dogmas habe ich einen längeren Text ausgewählt, den ein Kommentator zu meinem letzten Chavez - Artikel geschrieben hat. Natürlich hätte ich auch auf die nächste Emission von Mahlzahn oder Broder warten können, aber das läuft mir nicht weg.

Der Text des Kommentators “Tom” hat aus meiner Sicht den Vorteil, daß er die Existenz des (ihm selbst wahrscheinlich völlig unbewußten) TINA - Dogmas in persona durch seine eigenen Äußerungen beweist.
Da er anonym auftritt, muß ich ihn auch nicht persönlich angreifen, sondern kann ihn als ein Exempel für die Herrschaft der Massensuggestion (genannt TINA) auswerten und analysieren.
Zunächst habe ich dem Kommentator selbst in einem Kommentar geantwortet und eine heftige Diskussion dadurch ausgelöst.

Ok also ehrlich gesagt hätte ich eine etwas sachlichere Antwort erwartet aber vielleicht war das auch ein wenig viel erwartet von einem Autor der solche Artikel schreibt.

Nun, dann schreibe ich eben mal wieder einen solchen Artikel.

Über die Verwischung der Grenzen zwischen Polemik und Diffamierung einerseits und Sachlichkeit andererseits

Schauen wir uns also unter dem Blickwinkel der “Sachlichkeit” und “Objektivität” den ursprünglichen Kommentar noch einmal an.

Kommentar von Thomas am 12. Mai um 12:44 Uhr

Ich lese euern Blog seit ca. einem Jahr und und muss sagen ihr gleitet zunehmend ins linksradikale und -populistische Lager ab und lasst dabei jegliche Objektivität auf der Strecke. Ich finde es ja durchaus sehr interessant die Ereignisse mal von einer anderen Perspektive aus zu betrachten und die Artikel scheinen ja auch recht gut recherchiert zu sein, aber manchmal frage ich mich ob ihr nicht teilweise unter Realitätsverlust leidet. Wenn ihr Sozialismus wollt, dann geht doch nach Kuba (oder jetzt nach Venezula) - keiner zwingt euch die Segnungen des ach so bösen Kapitalismus hier zu genießen. Fakt ist doch dass jeder ALG2-Bezieher mehr Geld und Rechte hat also der durchschnittliche Kubaner, DDRler oder sonstige "sozialistische Arbeiter"!
Gruß Tom

(Rechtschreibfehler stillschweigend korrigiert)

Was sind die wesentlichen Aussagen dieses Kommentars?

  1. Politblog “gleitet” ins “linksradikale” und “linkspopulistische Lager” ab
  2. Wenn es euch hier nicht paßt, geht doch in die DDR
  3. ALG2 - Bezieher haben mehr Rechte und Geld als der durchschnittliche Kubaner und DDRler
  4. Die Artikel sind gut recherchiert

Punkt 1 stellt eine reine Ettikettierung dar und hat nicht die Spur einer sachlichen “objektiven” Aussage

Punkt 2 ist die wortwörtliche Wiedergabe einer ziemlich blöden demogogischen Bildzeitungslosung aus den 70er Jahre dar und darf wohl auch als eine solche gekennzeichnet werden. In den 70er Jahren antworteten wir auf derartig stumpfsinnige Anwürfe von Bildzeitungslesern übrigens mit der Gegenaufforderung: “Gehen Sie doch in die DDR, wenn es Ihnen hier nicht paßt, dort gibt es keine Demonstrationen!”

Punkt 3 ist eine demagogische Aussage ohne jeden Inhalt, weil a) die DDR nicht mehr existiert und ein überdurchschnittliche Teil der ehemaligen Bürger dieses Staates heute ALG2 - Bezieher sind und b) im Falle Kuba diese Behauptung durchaus in Zweifel gezogen werden darf angesichts der Tatsache, daß einzelne ALG2 - Bezieher in unserem Lande sogar verhungern.

Punkt 4 würde ich nicht ganz zustimmen, da ich als journalistischer Quereinsteiger bei weitem nicht die Mittel zur gründlichen Recherche habe, wie ich sie mir wünschen würde. Aber auch diese durchaus wohlwollende Bewertung meiner Artikel ist trotzdem eine Bewertung und keine sachliche Aussage, selbst wenn sie positiv für mich ausfällt.

Was an diesem Kommentar also “sachlich” sein soll, bleibt mir vollkommen verborgen. Und wie man auf einen unsachlichen Kommentar “sachlich” und “objektiv” antworten soll, war mir dementsprechend auch unklar.

wikipedia:
Objektivität ist eine Eigenschaft, die der Haltung eines Beobachters oder der Beschreibung einer Sache oder eines Ereignisses zugeschrieben werden kann. Im Fall der Beschreibung bezeichnet Objektivität die Übereinstimmung mit der Sache oder dem Ereignis ohne eine Wertung oder subjektive Verzerrung, im Fall des Beobachters das erfolgreiche Bemühen um eine solche Übereinstimmung.

Ich gebe an dieser Stelle zu, daß ich nicht unbedingt und in jedem Fall “objektiv” bin. In der Analyse eines Sachverhaltes ist Objektivität notwendig und unabdingbar. Um die Realität zu betrachten reicht die pure Analyse aber nicht aus, man muß Ergebnisse von Analysen auch bewerten.
Bewertung aber ist per se nicht objektiv, sondern folgt Kriterien. Gewiß nehme ich in meinen Artikeln außer objektiven Analysen auch Bewertungen vor, warum sollte ich das abstreiten? Jeder politische Kommentator macht das. Einem politischen Kommentatoren vorzuwerfen, nicht immer und ausschließlich objektiv zu sein, käme dem Vorwurf gleich, sich beim Schwimmen naß zu machen. Ein politischer Kommentator muß sowohl objektiv als auch subjektiv sein.
Ein wichtiges Kriterium von mir ist die Frage: “Wem nützt es”?

Erstaunlicherweise enthält aber der zitierte Kommentar selbst überhaupt keine Spur “Objektivität” (Fakten, Analysen, Recherche, Verzicht auf Wertungen oder subjektive Verzerrungen), sondern ist rein wertend, subjektiv, ja stellenweise sogar demagogisch. Nun, der Verfasser hat natürlich das Recht dazu, subjektiv zu sein, gewiß. Aber wer im Schlachthaus sitzt, sollte nicht ausgerechnet mit Schweinen werfen. Ich verberge meine eigene Subjektivität schließlich nicht, aber stütze sie auf recherchierte objektive Tatsachen, was der Verfasser ja sogar ausdrücklich zugibt (”die Artikel scheinen ja auch recht gut recherchiert zu sein”.

Trotzdem bemühte ich mich, insofern sachlich auf diesen Kommentar einzugehen insofern, als ich den TINA - Charakter des Kommentars und des dahinter liegenden Denkens herausarbeitete. Die Existenz des TINA - Dogmas ist eine - mit Verlaub - objektive Tatsache, und der Verfasser ist ein lebender Beweis dafür.

Mir geht es wirklich nicht darum, diesen Tom jetzt persönlich anzugreifen, sondern um die exemplarische Herausarbeitung eines sehr grundsätzlichen Faktes. Es geht nämlich um das Thema Dogma und der aus diesem Dogma gedanklichen und politischen Konsequenzen, konkret der Kastration jedes wirklich problemlösenden Denkens. Die Existenz eines Dogmas darf durchaus als ein Faktum verstanden werden, unabhängig vom Inhalt des Dogmas.

Was ist ein Dogma?

Unter Dogma (griech. δόγμα, dógma, „Meinung, Lehrsatz"; Plural Dogmen oder seltener nach dem Griechischen Dogmata) versteht man eine festlegende Definition, um einem Glauben, eine Übereinstimmung mit der Wirklichkeit voraussetzend, einen unumstößlichen Wahrheitsgehalt zuzuschreiben.

Dogmen findet man häufig in Religionen sowie in autoritären, absolutistischen und totalitären Gesellschaftsformen in denen dann eine Religion, Weltanschauung oder eine Wertvorstellung als allein wahr, allgemeingültig, verbindlich und oft sogar als für alle Zeit gültig erklärt wird.
Dogmen oder Paradigmen, die diese Anschauungen bilden, werden unter Berufung auf göttliche Offenbarung, besondere Erkenntnisse, als wahr erachtete Theorien oder naturrechtliche Legitimation formuliert, sodass eine Kritik am Dogma selbst automatisch auch eine Missachtung der Autorität ergibt und so eine Selbstimmunisierung gegen jede Kritik entsteht. Die systematische Lehre der Dogmen wird Dogmatik genannt.

Ein solches Dogma ist TINA: “There is no alternative”, d.h.: Es gibt keine Alternative zur kapitalistischen Globalisierung. Und es ist eigentlich ganz einfach: dieses Dogma akzeptiert man und macht es sich zu eigen oder man akzeptiert es nicht.

“Tom” hat dieses Dogma akzeptiert und internalisiert, und ich nicht. Im Gegenteil fechte ich die Gültigkeit dieses Dogmas an und bezeichne es als unwissenschaftlich. Das ist ein wesentlicher Punkt.

Vom Standpunkt des TINA - Dogmas aus ist jede politische Position außerhalb dieses Dogmas “radikal”, “nicht objektiv” und von “Realitätsverlust” gekennzeichnet. Das ist durchaus zutreffend, denn das TINA - Dogma impliziert eine bestimmte und eben dogmatische Realitätswahrnehmung.
Jede Realitätwahrnehmung außerhalb dieses Dogmas ist dann - aus der Sicht des Dogmas - “Realitätsverlust, nämlich Verlust der Realitätwahrnehmung aus TINA - Perspektive.
Es gibt da auch das treffliche Bild von der roten und blauen Pille aus dem Film Matrix.
Insofern ist Tom durchaus nachzuvollziehen und ein Musterbeispiel für einen Menschen, der nicht in der Lage ist, außerhalb eines vorgegebenen Dogmas zu denken (wobei ich die Unredlichkeit des rein subjektiven Kommentators vermerke, mir vorzuwerfen, daß ich nicht immer objektiv bin, was - da ich Mensch bin - nichts anderes als logisch ist).
Ist man hingegen nicht an dieses (oder ein anderes) Dogma gebunden, dann ergibt sich zwangsläufig ein gewisser “Lösungsraum” außerhalb von TINA.

Daß Tom voll und ganz Gefangener des TINA - Dogmas ist und zu keinem unabhängigen Gedanken außerhalb dieses “gedanklichen Spektrums” in der Lage ist, möchte ich im folgenden exemplarisch aufweisen. Er ist auch ein erschütterndes Beispiel für die Kastration von freiem Denken durch Suggestion und Propaganda.

Kommentar von Tom am 13. Mai um 12:19 Uhr

@nemetico:
Ok also ehrlich gesagt hätte ich eine etwas sachlichere Antwort erwartet aber vielleicht war das auch ein wenig viel erwartet von einem Autor der solche Artikel schreibt. Anscheinend haben hier einige Leute Probleme damit andere Meinungen zu akzeptieren und Kommentare wie "Socialismo o Muerte!" zeugen nicht gerade von ausgeprägter Kritikfähigkeit.

Ich übergehe das spaßige und unernste Anliegen, auf einen rein unsachlichen Kommentar eine “sachlichere” Antwort zu erwarten.
“Anscheinend haben hier einige Leute Probleme damit, andere Meinungen zu akzeptieren”. Das stimmt. So ist eine Aussage wie "Socialismo o Muerte!" gewiß eindeutig eine Meinungsäußerung und keine sachliche Aussage. Was aber hat die Äußerung einer solchen Meinung mit “nicht gerade ausgeprägter Kritikfähigkeit” zu tun? Nichts. Es ist eben eine Meinungsäußerung. “Nicht ausgeprägte Kritikfähigkeit” dagegen ist eine Diffamierung (=Unterstellung mit dem Ziel der negativen Wertung), die sich aus einer - zudem so kurzen - Meinungsäußerung nicht ableiten läßt. Diese Diffamierung soll offenkundig einschüchtern und andere davon abschrecken, ähnliche Meinungen zu äußern. “Anscheinend haben hier einige Leute Probleme damit, andere Meinungen zu akzeptieren”. Das stimmt.

Aber ich will ehrlich sein. Ich holze ganz gerne. Es macht mir Spaß. Habe ich von meinem großen Vorbild Hendryk M. Broder gelernt, der damit sein Geld verdient. Ich fiebere förmlich dem nächsten Broder - Artikel entgegen, um ihn auseinanderzunehmen. Ich bin nämlich ehrgeizig und will beweisen, daß ich der bessere Holzer bin, zumal Broder mir immer so schöne textliche Steilvorlagen liefert. Das ist doch wahrer Wettbewerb!
Ich habe kein Problem damit, etwa die Meinungsäußerungen eines Broder “zu akzeptieren”, weil ich seine Blüten so gern zerpflücke. Im Gegenteil freue ich mich auf Mahlzahns und Broders “Meinungsäußerungen” wie Obelix auf die Römer.

Was dagegen?

Auch mit dem umfangreichen Kommentar Toms habe ich kein “Problem” und bedanke mich für die Steilvorlage, die dieser mir für diesen Artikel geliefert hat.

Deiner lächerlichen Unterstellung ich wäre ein "Imperialtroll" kann ich nur erwidern dass ich ein Komilitone von Frieder Schüler bin den du auch gerne fragen kannst. Ich habe übrigens meinen Namen auf Tom geändert um weiteren Verwechslungen mit dem anderen Thomas vorzubeugen.

Als Imperialtrolle bezeichne ich alle Kommentatoren, die nur unsachlich herumstänkern, Propagandaparolen des Neoliberalismus nachbeten und mit “Geh doch rüber….” andere Meinungen diffamieren, so wie es “Tom” nachweislich - siehe oben - in seinem Kommentar gemacht hat. Dabei spielt es keine Rolle, ob jemand bezahlt ist oder Überzeugungstäter.
Meine erste Antwort darauf war - mit Verlaub - aus meiner Sicht sogar moderat. Lernt man an der Universität heutzutage nur noch, zu polemisieren und die Vorgaben der neoliberalen Propaganda nachzubeten?
Gut! Ich für meinen Teil habe keine Stichwortgeber und schreibe meine Texte (auch in meinem Gehirn) ausschließlich selbst und bin dabei durchaus undogmatisch (beispielsweise setze ich mich sowohl mit Konzeptionen Trotzkis als auch Gesells und vieler anderer auseinander). Solcherart definiert halte ich an dieser Unterstellung (Imperialtroll) fest, glaube aber, daß “Tom” wahrscheinlich kein bezahlter Troll ist, sondern wirklich glaubt, was er selbst schreibt.

Generell scheinst du auf jeden Fall erfolgreich die gleichen Methoden anzuwenden die du sonst bei den "Imperialisten" so anprangerst - jeder der nicht deiner Meinung ist oder dich kritisiert wird mit Klassenkampfpolemik diffamiert.

Natürlich wende ich die gleichen Methoden an, und ich hoffe sehr, ich mache es besser als die Imperialen. Es gibt bisweilen im Mainstream die spaßige Einteilung (besonders in Fragen von Krieg und Frieden) in “Falken” und “Tauben”. “Falken” sind “kernige Polemiker” und “Tauben” sind “piensige Friedensapostel” und “Weicheier”.
Nun, ich bin ein Falke und alles andere als ein Weichei. Polemik beantworte ich mit Polemik. Klassenkampfpolemik (”Sozialschmarotzer” etc) beantworte ich mit Klassenkampfpolemik. Und da ich die Methoden der imperialen Propaganda gut kenne, bekenne ich auch, daß ich ebenso gut zurückholzen kann und es gerne tue. Und dazu stehe ich.
Ich liebe es, die Imperialen mit den eigenen Waffen zu schlagen, und das mache ich ausschließlich mit den Waffen des Geistes und des Wortes. Und wenn ich polemisiere, dann polemisiere ich offen und ehrlich und tue nicht unschuldig, als ob das nicht der Fall wäre.

Damit hoffe ich, den Themenkomplex “Objektivität” und “Subjektivität” ausreichend abgehandelt zu haben.

Auch “mitte-links” - Positionen sind extremistische kapitalistische Positionen

Folgen wir den weiteren Worten des Verfassers und schauen wir diskret dabei auch, ob er nur Wertungen äußert (was sein recht ist) oder auch mal “Objektivität” einfließen läßt.

Und mein obiger Kommentar hat auch nichts damit zu tun dass ich für ungezügelten Kapitalismus wäre - im Gegenteil, ich würde mit selbst eher als Mitte-Links bezeichnen bzw. nach deiner Aussage "dem gesunden Menschenverstand und Gerechtigkeitsverständnis entsprechend" - einfach mal behauptend dass auch ich über so etwas verfüge.

Daß ein “Mitte - Links” - “Standort” das Gegenteil von Befürwortung “ungezügelten Kapitalismus” wäre, ist eine Behauptung, die nicht den Fakten entspricht. Das Gegenteil ist richtig. Ich wies schon in einem anderen Zusammenhang darauf hin, daß “links” - “rechts” - Verortungen heutzutage nur noch sehr eingeschränkte Aussagekraft haben, sondern meistens demagogischen Charakter tragen.

Im Grunde nimmt der Verfasser mit dem ganzen Absatz eine Selbstbewertung vor, etwa in der Art: “Für zügellosen Kapitalismus bin ich nicht, aaaber….”
Die Bemerkung mit dem “Mitte-links” stellt in diesem Zusammenhang eine bloße (Selbst?)-Suggestion dar. Ich verweise dabei nur auf den Umstand, daß etwa die Positionen der gegenwärtigen Regierungsparteien einschließlich der FDP sich allenfalls in winzigen und bedeutungslosen Nuancen unterscheiden und auch die Linkspartei sich zu großen Teilen in den “Mitte-Links” - Neoliberalismus eingegliedert hat.

Noch etwas zum inhaltlichen Teil deiner/eurer Antworten:
Ich bin weder für einen ungezügelten Kapitalismus noch für ein sozialistisches Wunderland das es nie geben wird. Nicht weil ich gedanklich nicht flexibel genug wäre oder meine einzige Bildungsquelle Bild-Zeitung und Pro7-News wären, sondern einfach deshalb weil ich der festen Überzeugung bin dass der Sozialismus nicht funktioniert.

Der Verfasser teilt mit, endlich mal “inhaltlich” zu werden. Mal schauen.
Ich erlaube mir den - durchaus polemischen - Hinweis, daß man keineswegs Bildzeitung und Pro7-News konsumieren muß, um neoliberale Suggestionen zu verinnerlichen. Dazu reichen auch Presseorgane wie SPIEGEL aus, inhaliert man diesen Stoff ungefiltert, dann ist gedankliche Flexibilität ohnehin erledigt.
Ansonsten gibt der Autor seiner “festen Überzeugung” Ausdruck, daß “der Sozialismus nicht funktioniert”.
Immerhin ist die Formulierung ehrlich. Es handelt sich nicht um die Feststellung eines objektiven Faktes, sondern um eine “feste Überzeugung”, die aus dem TINA - Dogma erwächst, da der Verfasser über “Sozialismus” wenig zu sagen weiß, weil es für ihn ohnehin nur ein Schlagwort ist.
Oder ist der Verfasser in der Lage, auszuführen, was er unter “Sozialismus” versteht? Gewiß würde er statt einer Definition (über die man immerhin streiten könnte) “Assoziationsketten” liefern etwa der Art “Sozialismus” = “Sowjetunion, DDR” = “Arbeitslager” usw, was aber keine Definition darstellen würde, sondern ein propagandistisches Amalgam, etwa in der Art, daß Kritiker der israelischen Politk Holocaustleugner sind.
Ich unterstelle Tom nicht diesen letzten Standpunkt, sondern ziehe nur einen Vergleich, weil imperiale Propaganda immer die gleichen Grundmuster hat. Assoziationsketten dieser Art sind Amalgame (Legierungen), es werden Positionen und Fakten, die nicht unbedingt in einem kausalen Verhältnis zueinander stehen, zu einer Einheit gezwungen, bzw ihre Einheit wird behauptet und suggeriert.

Also zusammenfassend: der Verfasser gibt ein Glaubensbekenntnis ab (anders kann man es nicht bezeichnen) und will es als “inhaltliche” (am Ende noch: objektive???) Äußerung verstanden wissen. Diese Feststellung ist die Feststellung einer Tatsache.

Ein “dritter Weg”, der nicht existiert, zwischen zwei Alternativen, von denen einer (angeblich) auch nicht existiert

Der Verfasser propagiert in seinem Text eine Art “Theorie des dritten Weges” zwischen “ungezügelten Kapitalismus” (eine treffende Beschreibung des realen Zustandes) und “sozialistischem Wunderland” (keine treffende Beschreibung irgendeines näher beschriebenen Zustandes, sondern ein undefinierter Begriff für etwas, was nicht real existiert und über den der Verfasser auch nichts zu sagen weiß).

Und worin besteht dieser “dritte Weg”?
Wir werden auf diese Frage zurückkommen.

Nun einmal…..

Die meisten Menschen sind nun mal einfach egoistisch und die Motivation etwas zu leisten sinkt rapide wenn kein persönlicher Vorteil (z.B. in Form von Geld) dadurch entsteht.

Ich könnte ja nun wirklich akribisch werden und die Leerformel “nun einmal” hinterfragen. Was soll das sein: eine objektive Tatsachenbehauptung oder wieder ein Glaubensbekenntnis, das als “Objektivität” verkauft werden soll?

Aber grundsätzlich ist die Aussage natürlich richtig: Menschen leisten nur dann etwas, wenn sie einen persönlichen Vorteil davon haben (das kann, muß nicht in Form von Geld sein). Welche persönliche Motivation sollen dann beispielsweise Hartz IV - Empfänger oder Billiglohnarbeiter haben? Ist es möglicherweise zum Vorteil der an die 10 Millionen Beschäftigungslosen (ALG, ALG2, Maßnahmen usw usf) und der Billiglohnarbeiter (ca. 20 - 30 Millionen) zuzüglich der Arbeitsplatzbesitzer und der vielen kleinen Selbständigen, wenn die Verantwortlichen für das wirtschaftliche Desaster allesamt aus ihren Positionen enthoben werden? Und das am besten weltweit?

Dies nur als kleine Illustration, wie man auch das dämlichste imperiale Argument aushebeln kann.

Und manche Menschen haben einfach das Talent eine Firma zu lenken, die Gewinne geschickt zu investieren und die Zukunft richtig einzuschätzen, weswegen diese Leute dann auch wirtschaftlich erfolgreich sind. Ob das gerecht ist bzw. ob die Menge an Geld, die diese dann teilweise bekommen, angemessen ist, ist eine ganz andere Frage, und auch eher der Punkt an dem man ansetzen sollte.

“Einfach” hat wohl den gleichen Stellenwert wie “nun einmal”. Ich habe mehr als eine Firma begründet und kenne die Szene der kleinen Unternehmensgründer fast wie meine Westentasche. Was Tom da erzählt, sind die Märchen eines grünen Jungen, der keine Ahnung von der Wirklichkeit hat und lieber schöne Geschichten aus klugen Büchern und Hochglanzbroschüren glaubt.

Nochmals die Frage aber: ist das eine objektive Tatsachenbehauptung, was der Verfasser da von sich gibt, oder ist es ein Glaubensbekenntnis?

Gehen wir davon aus, daß es eine objektive Tatsachenbehauptung sein soll. Wenn wir den Satz dann aller Polemik entledigen, lautet er folgendermaßen:

Es gibt Menschen, die das Talent haben, eine Firma zu lenken. Diese Leute sind auch wirtschaftlich erfolgreich.

Stimmt das?
Ich meine, liebe Leser, lesen Sie bitte wirklich diesen Satz genau und fragen Sie sich, ob Sie positive Belege für diese These in ihrer eigenen Lebenserfahrung finden. Sind wirklich ausgerechnet diejenigen Menschen, die das Talent haben, eine Firma zu lenken, auch wirtschaftlich erfolgreich? Sind wirklich diejenigen Menschen mit Führungstalent und kaufmännischem Geschick ausgerechnet diejenigen, doe die höchsten Einkommen beziehen? Denken Sie dabei nicht nur an G.W. Bush, die Siemens - und Telekom - Manager, sondern auch an die kleinen strebsamen und fleißigen Selbständigen, die Sie erlebt haben, deren Fleiß und Hingabe nicht ausreichte, um sich eine sichere Existenz aufzubauen:
Und dann fragen Sie sich, ob der obige Satz
a) eine belegbare Tatsachenbehauptung
b) ein unbewiesenes Glaubensbekenntnis darstellt

Ich will mich nicht lange aufhalten: Ich schätze es als pures Glaubensbekenntnis ein, vergleichbar dem Vaterunser oder dem Dogma der unbefleckten Empfängnis.

“Unsere Wirtschaft”

Ach ja und mein Vergleich mit Hartz4-Empfängern oben sollte (wie auch schon von jemand anders vermutet) keine Neiddebatte vom Zaun brechen sondern nur nochmal unsere doch sehr guten Lebensverhältnisse unterstreichen die meiner Meinung nach in einem sozialistischen Staat nicht so wären und zwar aus folgendem Grund: rund 40% unseres BIP kommen im Moment aus dem Export. Wenn man morgen früh jedem Menschen ein Grundgehalt von 1500€, eine 35 Stunden Woche (damit Vollbeschäftigung) und so geben würde wäre unsere Wirtschaft auf einmal in vielen Bereichen nicht mehr konkurrenzfähig. Die Folge wäre dass die Firmen bankrott gehen würden und die Leute nichts mehr zu tun hätten. Bankrotte Firmen zahlen aber keine Steuern.

Der Verfasser weiß wenig von der Realität, er zieht Märchen und Legenden vor. Weiß er denn, wieviele kleine Unternehmen gegenwärtig gerade und schon seit Jahren in Konkurs gehen, und zwar nicht wegen mangelnden “Fleißes” der Betreffenden, sondern deswegen, weil der Konzentrationsprozeß des Kapitals ihnen die wirtschaftliche Existenzgrundlage mehr und mehr entzieht?
Wußten Sie, lieber Leser, daß Ihre Brötchen in den seltensten Fällen noch von einem fleißigen Bäckermeister stammen, der sie mit eigenen Händen geformt hat? Heute macht das eine Brotteig - Maschine, die die Brötchen automatisch formt und vorbackt. Das ist keine moralische Angelegenheit, es ist der kapitalistische Konzentrationsprozeß. Der sogenannte Mittelstand ist seit Jahren einem massiven Erosionsprozeß ausgesetzt, was ein Fakt ist.

“Tom” redet von Folgen, die eintreten “würden” und behauptet, Bankrotte (Insolvenzen) wären (fiktiverweise) die Folge von Vollbeschäftigung. Von den realen gegenwärtigen Raten von Insolvenzen redet er natürlich nicht, denn das ist Realität und kein Märchenland. Das weiß er alles nicht.

Und wenn er es jetzt vielleicht weiß, dann wird er vielleicht sagen: Naja, das ist eben der “Prozeß der natürlichen Auslese” (irgendwas muß man ja TINA - konform dazu sagen). “Natürliche Auslese”, auch als Sozialdarwinismus bezeichnet, war im diesbezüglich unreifen 19. Jahrhundert noch auf die Fiktion von “Rassen” bezogen, wonach es lebenswerte und lebensunwerte “Rassen” gäbe.

Heute spricht der Kapitalismus eine deutlichere Sprache: es gibt lebenswertes und nicht lebenswertes menschliches Leben. Und das bemißt sich nicht etwa an “Fleiß”, “Tüchtigkeit” und “Qualifikation”, sondern an Käuflichkeit, Korruptheit und Skrupellosigkeit. Wer skrupellos ist, der sticht die qualifizierten aus, ein Blick in die Vorstandsetagen von Wirtschaft und Politik sagt da alles.

Das kann aber natürlich nicht offen ausgesprochen werden, sondern man schwätzt von Talent eine Firma zu lenken, die Gewinne geschickt zu investieren und die Zukunft richtig einzuschätzen.

Und “Tom” plappert es nach. “Unsere Wirtschaft” wäre nicht “konkurrenzfähig”, wenn die Beschäftigten zu menschenwürdigen Konditionen bezahlt werden würden. Ich hoffe, ich muß nicht daran erinnern, daß gegenwärtig gewisse Firmen damit werben, Geld am geschicktesten in die Ausplünderung des Irak zu investieren. Aus Schwerverbrechern oder dessen Zuarbeitern werden so mit durchsichtigen rhetorischen Tricks “Talente”.

“Unsere Wirtschaft” ist eine Fiktion. Der Mittelstand wird tagtäglich ruiniert, was natürlich in keinen Börsennachrichten Eingang findet, weil Selbständige selten mit ihrer Firma an die Börse gehen (99,9% von ihnen können es nicht und tun es auch nicht). Den Arbeitern und Angestellten werden Zug um Zug die Arbeitsplätze geraubt, sie werden in Billiglohnfirmen abgeschoben, aber Hauptsache, “unserer Wirtschaft” geht es gut. DerKommentator scheint seine Eckkneipe im Auge zu haben, oder wen meint er sonst mit “unserer Wirtschaft”?
“Tom” selbst ist es sicher nicht, er ist nur ein - mit Verlaub - naiver Junge, der nicht weiß, wovon er spricht. Meint er die “Shareholder”, die möglicherweise sogar Saudis, Israelis, US - Amerikaner oder sonst was sind? Wie beschränkt in seinem Denken muß man eigentlich sein, um allein nur ein Wort wie “unsere Wirtschaft” nicht zu prägen (dazu ist “Tom” nicht originell genug), sondern einfach nachzuplappern?

Was ist denn von dieser Wirtschaft wirklich “unser”?

Fragen Sie sich das, liebe Leser und denken Sie dabei nicht an die kleinen Selbständigen in Ihrer Bekanntschaft, die um ihre Existenz tagtäglich bangen, denn diese exportieren bestimmt nicht ins Ausland. Von dem 40 % BIP aus Exporterträgen haben “wir” gar nichts. Es ist nicht “unser” Exportertrag, sondern der Exportertrag der “Heuschrecken”. Und wer hier gar noch von “unseren Heuschrecken” (etwa “volksdeutsche Heuschrecken”?) redet, dem muß ich bescheinigen, daß er vom Wertpapieremarkt nicht die geringste Ahnung hat. Das ist bei “Tom” ohne jeden Zweifel der Fall.

Aber bei der Gelegenheit bringt mich Chavez doch wieder einmal auf eine Idee. Wie könnten wir es denn wohl einrichten, daß die 40% Exporterträge “unseres” BIP auch wirklich “unsere” Exporterträge (unser aller) würden? Machen Sie sich Gedanken darüber, liebe Leser!

Bedingungsloses Grundeinkommen

Was die Debatte über das bedingungslose Grundeinkommen anbetrifft, möchte ich mir allerdings einige sachliche Aussagen erlauben. Ich betrachte die Forderung nach bedingungslosem Grundeinkommen (BGE) mit einer gewissen Vorsicht, nicht weil ich sie ablehnen würde, sondern weil sie aus meiner Sicht von vielen ihrer Verfechter zu sehr in den Rang eines Allheilmittels gehoben wird. Das BGE erscheint mir in Europa als unabdingbar, aber nicht ausreichend, und wäre als alleinige Maßnahme genau so wenig eine Lösung wie etwa die (für sich allein betrachtet unrealistische) Einführung von Schwundgeld. Damit möchte ich aber nicht in diese Diskussion einsteigen, die ich als sehr komplex ansehe. Eine wirkliche Wirtschaftsordnung im Interesse der arbeitenden Bevölkerung müßte durch eine ganze Kombination von Maßnahmen (BGE, Freigeld, Verstaatlichung unter Arbeiterkontrolle der Schlüsselindustrien etc.) herbeigeführt werden. Das ist aber schon Denken jenseits von TINA.

Privatisierung und Verstaatlichung

Und auch die Privatisierung von Firmen wie der DTAG würde den Leuten vielleicht kurzfristig ihre Arbeitsplätze sichern, würde aber dazu führen dass der ineffiziente und verbürokratisierte Apparat erhalten bliebe.

Der Verfasser meint hier sicherlich “Verstaatlichung” statt “Privatisierung” und hat beides verwechselt. Im Eifer des TINA - Gefechtes kann das schon einmal passieren. Der Satz so wie er dasteht, ist nämlich ausnahmsweise mal faktisch und objektiv wahr: seit der Privatisierung ist es - nach landläufiger Meinung - mit der Servicequalität der Telekom kontinuierlich abwärts gegangen. Aber der Autor “meint” ja wohl das Gegenteil dieses unbestreitbaren Faktes. Er meint, daß bei einer Wiederverstaatlichung der ineffiziente und verbürokratisierte Apparat erhalten bleiben würde. Grundsätzlich würde das sogar stimmen, weswegen ich im entsprechenden Telekom - Artikel auch ausdrücklich die Wahl der Vorgesetzten durch die Beschäftigten auf allen Ebenen als zusätzliche Maßnahme gefordert habe. Bürokratie entsteht immer dort, wo Hierarchien unkontrolliert und ohne Transparenz schalten und walten können, das gilt für alle Bereiche. Verstaatlichung ohne Demokratisierung der Betriebe wäre in der Tat eine Maßnahme, die allein für sich nur zur Bürokratisierung führen würde.

Wer ist Bock und wer ist Gärtner in der Wirtschaft?

Und am Ende hätte man ein System wie die DDR bzw noch schlimmer wenn man die Arbeiter die Entscheidungen fällen lassen würde - da würde man den Bock zum Gärtner machen.

Hier spricht zweifellos die Arroganz eines Menschen, der sich die zynische Sicht der Heuschrecken völlig zu eigen gemacht hat, sie ohne jeden Abstrich “inhaliert” hat - mit Folgen übler als jeder noch so starke Joint.
Welche Auffassung spricht denn aus der Äußerung “Da würde man den Bock zum Gärtner machen”. Es lohnt sich, diese “Weltsicht” näher unter die Lupe zu nehmen. Und dabei werde ich schonungslos sein.
Mit dem Bock ist bekanntlich ein Tier gemeint, das frißt (erntet), wo es nicht gesät hat. Der Gärtner dagegen ist jemand, der sät und pflegt. Nun legt “Tom” nahe, daß aus seiner Sicht die “Arbeiter” den Bock darstellen und die Heuschrecken und Börsenkönige den Gärtner. Vielleicht macht er sich Vorstellungen davon, daß unsere korrupte und verantwortungslose wirtschaftliche “Elite” ihre Geldscheine, Aktien, Wertpapiere und Kontoauszüge “arbeiten” schicken und diese mit Aktentasche und Thermosflasche in die Betriebe eilen und produktive “Arbeit” verrichten.
Macht das deutlich, wie absurd diese Auffassung ist?
Ich will es klar und deutlich sagen: mit diesem Vergleich kommt pure Menschenverachtung und vor allem Verachtung der produktiv Tätigen in unserem Lande zum Ausdruck. Hier werden durch den Verfasser die wahren Verhältnisse gerade umgedreht: wer arbeitet, den erklärt “Tom” zum Schmarotzer, und wer korrupter und skrupelloser Schmarotzer ist (wie die Vorstandetagen gewisser Konzerne), den erklärt “Tom” zu produktiv Tätigen (Gärtner).
Krasser kann die menschenverachtende Ideologie des Neoliberalismus gar nicht zum Ausdruck gebracht werden. So würden es noch nicht einmal die systemparteien zu formulieren wagen, aber “Tom” in seiner Verblendung tut es, und eigentlich muß man sich dafür bedanken, daß er es - wohl unwissentlich - so deutlich tut.

Wenn also “die Arbeiter” (die abhängig Beschäftigten) also Entscheidungen fällen würden, dann wäre das “schlimmer als die DDR”, wo das eindeutig nicht der Fall war. “Nicht schlimm” wäre demnach ausschließlich, daß die unproduktiven Eliten Entscheidungen treffen (was ja auch der Fall ist).

Zusammenfassend lautet die Aussage also: gewöhnliche Menschen (die ihre Arbeitskraft auf welche Art auch immer verkaufen müssen) sind faule “Sozialschmarotzer”, die von den Eliten zur Arbeit gezwungen werden müssen.

Diese Quintessenz bewerte ich als menschenfeindlich und menschenverachtend.

Systemtheorie als Beweis für die destruktive Funktion der kapitalistischen Globalisierung

Das hört sich jetzt nach ziemlich viel wirtschaftsliberaler Polemik an aber es sind einfach die Grundsätze des freien Handels und die einzige Möglichkeit dem zu entkommen wäre ein in sich geschlossenes System wie die Sowjetunion aufzubauen (was hoffentlich keiner will).

Das hört sich nicht nur wie wirtschaftsliberale Polemik an, das ist reinste wirtschaftsliberale Polemik, und zwar - dankenswerterweise, und weswegen ich diesem Kommentar einen eigenen Artikel widme - viel offener und unverblümter als es die offiziellen wirtschaftsliberalen Propagandisten zu tun pflegen. Die offizielle wirtschaftsliberale Propaganda tarnt ihre menschenfeindliche Grundpositionen gewöhnlich hinter schönen und salbungsvollen Redewendungen und Phrasen. Die gelehrigen Schüler können das mangels Routine noch nicht in der notwendigen Weise und verplappern sich schnell und gern.

“Die einzige Möglichkeit, dem zu entkommen (wäre) ein in sich geschlossenes System wie die Sowjetunion aufzubauen (was hoffentlich keiner will)”.

Zunächst, um “Tom” auch ordentlich zu erschrecken: was hoffentlich immer mehr Menschen wollen.
Ich spreche von geschlossenen oder halbgeschlossenen Systemen.
Wieso soll es eigentlich ein Wert sein, daß die gesamte Welt ein wirtschaftlich offenes (in jedem Sinne des Wortes) System sein soll? Wer sich in der sogenannten Systemtheorie auskennt, weiß die Tragweite dieser Frage wohl abzuschätzen. Natürlich gibt es auch auf der theoretischen Ebene keine wirklich völlig geschlossenen Systeme. Es gibt aber auch keine völlig offenen Systeme. Es ist auch umgekehrt so, daß ein System erst dadurch zum System wird, daß es ein gewisses Maß an Abgeschlossenheit von seiner Umgebung besitzt.
Um zunächst auf dem unverdächtigen Gebiet der Biologie mich umzutun: wäre der Mensch ein vollkommen offenes System, dann würde er sich innerhalb kurzer Zeit auflösen: er dürfte dann keine Haut haben, keine Abwehrsysteme gegen Erreger usw. Jedes Lebewesen wird bei genauerer Betrachtung vor allem im Sinne der Systemtheorie erst durch die Tatsache, daß die Wechselwirkung mit der Umwelt in einer geeigneten Weise “geregelt” ist. Jeder Laie weiß das, um so mehr müßte ein “Naturwissenschaftler” das wissen, egal ob er Chemie, Biologie, Physik oder sonst was studiert. Die törichte Verwendung des Begriffs “System” bzw. “geschlossenes System, das keiner will” durch den Verfasser gibt also leider auch ein beredetes Beispiel über den Stand der heutigen naturwissenschaftlichen Lehre.

Oder gab es Systemtheorie noch nicht im Grundseminar? Dann wird es Zeit!

Was die Sowjetunion angeht, das verblassende Schreckgespenst der Heuschrecken - Ideologie, so gehe ich an dieser Stelle nicht auf die Tatsache ein, daß in der UdSSR nicht die Beschäftigten (also die große Mehrheit der Bevölkerung) die Kontrolle über Produktion und Wirtschaft innehatte, sondern eine schmale und korrupte Schicht spätstalinistischer Apparatschiks. Ich betrachte die UdSSR hier ausschließlich vom Blickwinkel der Systemtheorie. Die UdSSR war in der Tat ein halbgeschlossenes wirtschaftliches System.

Bei allen Schwächen der bürokratischen Planwirtschaft war die UdSSR immerhin in der Lage, ihre Sozialleistungen zu erbringen und etwa die Renten zu zahlen, usw. Die Öffnung dieses Systems gegenüber der Heuschrecken - Weltwirtschaft führte direkt und inmittelbar zu einem steilen Absturz der Produktivität und zur Verschleuderung des nominellen Volks- bzw Staatseigentums an Gauner und Spekulanten, die selbst aus der Nomenklatura hervorgingen.

Wer mit Tauschringen nach Konzeptionen Silvio Gesells mal zu tun hatte, weiß, daß stabile Systeme immer teilgeschlossen sein müssen, sie müssen “semipermeable” Membranen besitzen (so wie unsere Haut beispielsweise), um dann sinnvoll miteinander verbunden und verkoppelt zu werden.

Die kapitalistische Globalisierung ist nichts anderes als die Abschaffung aller halbgeschlossener Systeme weltweit. Die gesamte Welt soll demnach ein “offenes System” sein, in dem der Mensch nur noch ein bloßer Wirtschaftsfaktor ist, der benutzbar ist. In der Konsequenz führt dieses “offene System” nicht nur zur massiven Verarmung von großen Menschenmassen, sondern auch ganz nebenbei zur weltweiten Vernichtung der sogenannten Mittelklassen (ein Prozeß, der in den USA schon fast abgeschlossen ist). Ausschließlicher Gewinner ist jene verschwindend kleine weltweite Menschengruppe, die man als “Heuschrecken” oder Plutokratie bezeichnen könnte.
Selbst ein PC darf heutzutage kein “offenes System” mehr sein, sondern muß (durch Firewalls und Virenschutz) halbgeschlossen sein, so daß die Art und Weise des Einflusses von außen durch den Benutzer steuer- und lenkbar ist.

Jeder Mensch, der sich jemals, egal in welchem wissenschaftlichen Zusammenhang, mit Systemtheorie beschäftigt hat, weiß um diese Zusammenhänge.

Insofern ist “Toms” Aussage sogar richtig: Ausweg ist die Schaffung von halbgeschlossenen Systemen auf allen Ebenen, die miteinander in geregelter Weise kommunizieren.

Jeder Betrieb müßte demnach ein halbgeschlossenes System sein und übrigens auch nicht (nur) als “Anlageobjekt”, sondern in erster Linie als sozialer Organismus mit definierter Serviceleistung und Verantwortung gegenüber Kunden und Beschäftigten definiert werden.

Von alldem weiß ein “Tom” in seiner Beschränkheit natürlich nichts, es reicht, Schlagworte von “geschlossenen” Systemen nachzuplappern und dabei bedeutsam auf die “Sowjetunion” zu verweisen.

Nur nebenbei bemerkt: Umfragen in Russland ergaben, daß die große Mehrheit der Bevölkerung der Auffassung ist, in der alten UdSSR wäre es dem Volk besser ergangen, und das, obwohl kaum jemand der alten Parteidiktatur nachtrauert. Sogar im heutigen Irak sagen Umfragen, daß die Mehrheit der Bevölkerung die Situation unter der Diktatur Saddam Husseins für erträglicher hielt als die jetzige.Das ist nicht darauf zurückzuführen, daß Diktaturen etwa erfolgreicher wirtschaften würden, sondern darauf, daß sowohl der Irak als auch die UdSSR halbgeschlossene wirtschaftliche Systeme waren, die durchaus in der Lage waren, die Grundbedüfnisse der großen Mehrheit der Bevölkerung zu erfüllen. Im Irak gab es vor 1990 einmal kostenlose Schulbildung und eine Analphabetenrate von unter 10%. Ach was rede ich hier von Fakten, wir haben es ja mit TINA zu tun….

Um wieviel besser würden halbgeschlossene Systeme funktionieren, die sich durch breite Partizipation und wirtschaftliche Demokratie auszeichnen!

Aber das sind alles Betrachtungen, die weit über den Horizont eines Menschen wie “Tom” hinausgehen, da versagt wahrscheinlich seine Vorstellungskraft.

Wir leben nun mal in einer globalisierten Welt und da hilft es nichts zu sagen "Och wie schön wäre der Sozialismus wenn er funktionieren würde".

“Nun einmal” - diese Leerformel (denn eigentlich sagt “nun einmal” wirklich nichts aus) ist ein Indikator für die eiserne Regentschaft des TINA - Dogmas in Toms Denken. Streichen wir den obigen Satz einfach mal zusammen und entledigen ihn jeglicher wertender Floskeln.

Wir leben in einer globalisierten Welt und da hilft nichts.

Das ist eine Aussage, wobei auch der zweite Halbsatz - streng genommen - eine Wertung (und übrigens auch ein Glaubensbekenntnis) darstellt. Und was beinhaltet diese Aussage (und dieses Glaubensbekenntnis)? Das TINA - Dogma in Reinform: “es gibt keine Alternative”, nur anders formuliert.
Mehr hat uns Tom letztlich nicht zu sagen. Er hat keine andere Mitteilung zu machen als daß er rückhaltlos alles glaubt, was aus Fernsehen und Presse rieselt. Um TINA zu analysieren ist das durchaus nützlich.

In Venezuela mag das vielleicht eine Weile gutgehen da das Land über reichlich Ölreserven verfügt, die das ganze eine gute Zeit lang finanzieren können aber bei uns müssen die Menschen sich nun mal dem Wettbewerb stellen.

Hier haben wir auch wieder TINA - Propaganda in Reinstform. “There is no alternative”. Auch hier können wir den Satz zusammenstreichen, um eine klarere Form der Aussage herauszufiltern:

In Venezuela geht das gut, weil das Land über Ölreserven verfügt.

Prüfen wir diese Aussage auf ihre logische Folgerichtigkeit. Nun, der Irak verfügt noch über größere Ölreserven, und den Menschen dort geht es nicht gut, sondern sogar sehr schlecht. Also ist die Aussage des ganzen Satzes in seiner Kausalität falsch. Daß es Venezuela gut geht, liegt nicht in erster Linie an den Ölreserven (sonst ginge es dem Irak auch gut), sondern an der Politik in diesem Land, die nämlich sowohl die Rohstoffe des Landes als auch seine Produktion unter öffentliche Kontrolle zu stellen in Begriff ist. Wo sich “Tom” mal ausnahmsweise an eine Tatsachenbehauptung wagt, ist diese sogar logisch falsch.

Gewiß kann man sagen, daß die venezolanischen Ölreserven gute Bedingungen für Chavez Politik darstellen, aber das ist ein anderer logischer Zusammenhang (Mit Logik hat man es wohl heutzutage an den Universitäten nicht mehr so). Auch rohstoffarme Länder können durch solidarische Zusammenarbeit mit rohstoffreichen Ländern zu Wohlstand und Existenzsicherung für große Bevölkerungsgruppen beitragen. Ein Beispiel sind die massiven Einsätze kubanischer Ärzte in den Armenvierteln Venezuelas. Diese werden wiederum durch Öllieferungen Venezuelas an Kuba bezahlt. Dazu braucht es keines Dollars.

Bemerkenswert der zweite Halbsatz: ” bei uns müssen die Menschen sich nun mal dem Wettbewerb stellen.”

Haben sie übrigens bemerkt, daß der Verfasser wieder die verräterische Formel “nun einmal” verwendet, welche die allgegenwärtige Herrschaft des TINA - Dogmas in seinem Denken anzeigt?

Entledigen wir wieder den Satz offenkundiger Wertungen, dann lautet er wie folgt:

Bei uns müssen sich Menschen dem Wettbewerb stellen.

Diese Aussage ist nicht falsch. Aber was sagt sie aus? Welchem Wettbewerb, darf hier gefragt werden. Dem Wettbewerb um Arbeitsplätze? Nach welchen “Wettbewerbsmaßstäben” wird dieser “Wettbewerb” ausgetragen? Vielleicht nach Kriterien von “Fleiß”, “Tüchtigkeit” und “Qualifikation”?

Erinnern Sie sich übrigens an meine Frage, worin der vom Verfasser propagierte “dritte Weg” zwischen “ungezügeltem Kapitalismus” (realer Zustand) und “sozialistischem Wunderland” (undefiniert) bestünde? Nun, jetzt können wir die Frage beantworten: es gibt diesen “dritten Weg” auch nach Meinung des Verfassers überhaupt nicht. Ob er sich mit dieser anfänglich Behauptung nun auch selbst getäuscht hat, sich etwas vorgemacht hat, vermag ich nicht zu beantworten. Ich behaupte ja keineswegs, daß der Verfasser ein Bezahlttroll ist. Wenn es nicht der Fall ist, was ich mal annehme, dann darf man staunen über das Ausmaß der Selbstsuggestion und Gehrinwäsche, der Menschen wie Tom anheim gefallen sind.
“Ich bin ja nicht etwa für ungezügelten Kapitalismus”, scheint er zuerst zu schreiben, um dann hinzuzufügen: “Aber eigentlich doch!” und eigentlich gehört da noch hinzu “Ich traue mich aber nicht, das zuzugeben!”

Der Verfasser offenbart unfreiwillig damit die völlige Ausweglosigkeit jedes politischen Denkens, das auf dem kapitalistischen TINA - Dogma beruht. Und so geht es auch weiter.

Das einzige, was man machen kann…..

Das einzige was man machen kann (und auch muss!) ist zum Beispiel durch Mindestlöhne die Leute vor Ausbeutung schützen, durch gestaffelte Steuersätze die Kleinstverdiener steuerlich zu entlasten (bzw. sogar ganz von der Steuer zu befreien) und im Gegenzug die Großverdiener etwas stärker zur Kasse zu bitten.

Das einzige, was man machen kann! Quod erat demonstrandum: TINA. Der Forderung nach Mindestlohn bin ich durchaus bereit zuzustimmen, aber sie ist eine Augenauswischerei. Was soll ein Mindestlohn bewirken, der auf Hartz IV - Niveau liegt? Was die sogenannten “Großverdiener” angeht, habe ich ganz klar eine “radikalere” Meinung. Die Verantwortlichen für das wirtschaftliche Desaster sollen enteignet werden. Um hier den demagogischen Begriff des “Sozialschmarotzers” aufzugreifen: diese Verantwortlichen, unsere “Elite” nämlich, sind die wahren Sozialschmarotzer und sie sollen nach der Enteignung selbverständlich auch in den genuß des bedingungslosen Grundeinkommens kommen, aber um den Preis, daß sie die Finger von den Schalthebeln wirtschaftlicher Macht zu nehmen haben.

Über die Unfähigkeit zu “Gedankenspielen”

Was meiner Meinung nach auch noch ein guter Ansatz wäre ist die Idee das ALG2 zu erhöhen und dafür von den Beziehern leichte, gemeinnützige Arbeiten an 30 Stunden pro Woche zu verrichten. Das würde dem Sozialneid entgegenwirken, die Re-Integration der Leute ins Arbeitsleben erleichtern und die (wenigen) Sozial-Schmarotzer abschrecken.
Das mal nur so als Gedankenspiele von mir.

Der Verfasser meint sogar jetzt noch allen Ernstes, er würde “Gedankenspiele” vornehmen (was ja zu begrüßen wäre) oder wäre - Polemik! - gar dazu im Rahmen des TINA - Dogmas fähig. Das ist aber nicht der Fall: Gedankenspiele haben in der TINA - Welt keinen Platz. In Wirklichkeit kann ich nur ein Wiederkäuen der neoliberalen Propaganda vorfinden, aber dies immerhin - und das ist ein wirkliches Verdienst des Kommentators - viel offener und ehrlicher als es die offiziellen Propagandisten mit ihren Kaschierungen tun. Tatsächlich ist sein “Gedankenspiel” keines, denn es gibt ja die Realität der 1- Euro - Jobs (”ALG2 erhöhen” um 1 Euro pro Stunde) mit 30 Stunden pro Woche für kommunale Arbeiten, die teilweise direkt die Existenzgrundlage kleiner Selbständiger un d Gewerbetreibender ruinieren.

Wenn also “Tom” von “Gedankenspielen” spricht, bemerkt er nicht einmal selbst, daß er selbst zu den beschränktesten Gedankenspielen außerhalb von TINA nicht in der Lage ist, denn was er “vorschlägt”, ist genau so wie er es “sich ausdenkt” “nicht funktionierende” Realität. Sein “Gedankenspiel” ist also keines, aber wahrscheinlich bemerkt er das durch das TINA - Brainwashing selbst nicht und hält sich möglicherweise sogar für klug.

Unfaßbar.

Dann will ich mal vorexerzieren, was ein wirkliches Gedankenspiel ist. Um wirklich zu “Gedankenspielen” fähig zu sein, ist unbedingte Vorraussetzung, daß man auch frei und unabhängig von Dogmen (wie TINA) zu denken versteht, was bei Tom aus meiner Sicht nicht im Ansatz der Fall ist.

Wie wäre es denn, die in “gemeinnützige Arbeiten” involvierten ALG2 - Bezieher für diese Arbeiten in reguläre Anstellungen zu übernehmen? Das würde nicht nur die “Re-Integration” “der Leute” in Arbeitsleben “erleichtern”, das wäre die wirkliche und wahrhaftige Re - Integration “der Leute” ins Arbeitsleben. Die Differenz zwischen skandalösen Billiglohn - Arbeitsplätzen (z.B. Hotline bei der Telekom) mit 900 Euro brutoo und den ALG2 - Sätzen ist ja wirklich nicht mehr nennenswert. Und die restlichen 10 Stunden pro Woche könnten sich die derart fest angestellten “ALG2-Bezieher” dann was dazuverdienen (was sie gegenwärtig in dem Maße nicht dürfen). Die Wirtschaft würde mit erheblichem “Beschäftigungseffekt” versorgt werden. Man nennt so etwas übrigens ein “öffentliches Arbeitsbeschaffungsprogramm”.

Gewiß würde die Zahl der Beschäftigten im öffentlichen Dienst dadurch gewaltig zunehmen, aber kostenmäßig fiele es im Vergleich zum gegenwärtigen kostspieligen monströsen Apparat (Arbeitsagentur, ARGE) der sozialen Kontrolle und Überwachung sogar günstiger aus, weil der weitgehend abgebaut werden könnte.

Das sind wirkliche “Gedankenspiele”. Zu so etwas ist man aber nur fähig, wenn man gewohnheitsmäßig gelernt hat, sich gedanklich auch außerhalb von Dogmen (wie TINA) zu bewegen. Das ist aber bei Tom nachweislich nicht der Fall. Sein Denken ist - im wahrsten Sinne des Wortes und ohne beleidigend werden zu wollen - beschränkt auf den Rahmen, der durch TINA gesetzt wurde, was mit der steten Wiederholung der Leerfloskel “ist nun einmal” bestens illustriert wird.

Zusammenfassend muß ich sagen, daß Tom ein trauriges Beispiel dafür ist, wie sehr politisches Denken durch die allgegenwärtige Suggestion des TINA - Dogmas degenerieren kann, und zwar so weit, daß sogar die Unterscheidung zwischen “Objektivität” und “Subjektivität” vollkommen verschwimmt. Das ist zum Beispiel ein Faktum: Toms gesamter Text stellt insgesamt nichts anderes als ein (höchst subjektives und suggestives) Glaubensbekenntnis dar, aber der Verfasser verlangt von anderen, ihrerseits auf Subjektivität zu verzichten, im Namen einer Objektivität, zu der er - aufgrund der Denkblockaden durch TINA - selbst nicht mal im Ansatz mehr in der Lage ist.

Der Verfasser ist Student? Lernt man so was heute in den teuren Lehranstalten? Ich habe auch einmal studiert. Welchen Studiengang studiert er? Lernen die heutigen Studenten nichts gescheites mehr in ihren Lehrveranstaltungen außer pure Propaganda? Ist diese Propaganda denn gesellschaftlich, d.h. der Öffentlichkeit, nützlich, oder trägt es nur zur Vertuschung der gesellschaftlichen Wirklichkeit bei? Müßte man nicht den gesamten Lehrbetrieb auf Wissenschaftlichkeit und Objektivität mal durchforsten?

Das alles zuletzt war jetzt - ich gebe es zu - Polemik, obwohl ich nur Fragen gestellt habe. Ich gebe es aber zu. Aber ich werde nichts unterlassen, was mir geeignet erscheint, an den durch das TINA - Dogma aufgeworfenen Denkblockaden der Menschen zu rütteln. Und dabei werde ich sowohl objektiv wie subjektiv bleiben.

Sie meinen, ich wäre ein wenig hart mit dem jungen Mann verfahren? Das gebe ich zu. Mir geht auch es nicht um die Person dieses jungen Menschen, der immerhin seine Persönlichkeit hinter seinem Pseudonym schützen kann (was ich nicht antasten will). Doch es ist in der Tat erschütternd, wie wirksam die spätimperiale Gehirnwäsche doch wirksam ist. In sämtlichen Aussagen von “Tom” finde ich keinen einzigen eigenen, originellen oder wenigstens unabhängigen, persönlichen Gedanken, es ist, als würde die Dauerberieselung durch Fernsehen und Presse sich einfach im Kopf dieses bedauernswerten Menschen weiter vor sich hin dudeln. Die Sinnesorgane dieses Menschen scheinen wie ein Trichter zu sein, der pure Propaganda völlig ungefiltert in seine neuronale Netze einspeist.
Und daß sich hinter diesem “Gedankengut” (in Wirklichkeit: Propaganda) extrem menschenverachtende und sogar menschenfeindliche Positionen und Haltungen verbergen, glaube ich hinreichend nachgewiesen zu haben. Dafür kann ein Mensch wie dieser “Tom” persönlich sicherlich nichts, dafür ist lediglich ein gewisser diffuser Wille zur Konformität und Anpassung nötig.

Ich hoffe sehr für unsere studentische Jugend, daß sich ihre Mehrheit dieser Art von - wie soll ich es anders sagen? - Gehirnwäsche entziehen kann. Es ist keine individuelle Schuld, der Gehirnwäsche zu erliegen - auch mir ist es schon so ergangen. Im Jugoslawienkrieg 1991-99 brachten auch mich die Suggestionen der imperialen Presse dazu, die NATO - Intervention gutzuheißen und sogar zu begrüßen. Auch diese damaligen Suggestionen (Lügen vom Hufeisenplan etc.) hatten TINA - Charakter. Ich gebe das zu: auch ich fiel darauf herein. Aber es kam der Moment, da mußte ich es erkennen und die rote Pille zu mir nehmen.

Damit möchte ich alle Menschen ermuntern, die Suggestionen, denen sie zum Opfer gefallen sind, zu erkennen und abzuschütteln. Es ist keine Schande, einem solchen Betrugs- und Suggestionssystem zum Opfer gefallen zu sein. Es ist aber eine Schande, wenn es einem wiederholt passiert oder wenn man sich gar willig den TINA - Legenden hingibt.

Die Wurzel der Geschichte aber ist der arbeitende, schaffende, die Gegebenheiten umbildende und &

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keimform.de: Bundesrat mag keinen Open Access
05/13/2007 11:40 PM

Der Bundesrat hat sich laut Heise-Meldung gegen reine Open-Access-Modelle beim wissenschaftlichen Publizieren ausgesprochen — Open Access könnte die klassischen (und inzwischen ultra-teuren) privatwirtschaftlichen Fachzeitschriften bestenfalls “ergänzen”:

Die Länderchefs betonen in ihrer Stellungnahme zur Mitteilung der EU-Kommission über wissenschaftliche Informationen im Digitalzeitalter dagegen, dass dieser Ansatz “in einem Spannungsfeld mit dem Schutz des geistigen Eigentums” stehe und die Verwertungsrechte der Verlage gefährden könne. Die traditionellen Publikationsinstanzen hätten eine zentrale Rolle im wissenschaftlichen Informationssystem. Sie stünden dabei in ständigem Wettbewerb um Autoren und Leser, was letztlich die hohe Qualität der wissenschaftlichen Veröffentlichungen sicherstelle. Open Access könne so allein einen “ergänzenden Weg der Wissensvermittlung” bei Forschungsergebnissen darstellen.

Nun ja, ein deutsches Gegenstück zu First Monday gibt es bislang nicht, und bei der Haltung wird sich daran auch in Zukunft nichts ändern.

Und was sagt uns das? Dass Politiker/innen keine Wissenschaftler/innen sind, und keine Ahnung haben, welche Probleme sich im Wissenschaftsbetrieb stellen und wie die Qualitätssicherung durch Peer-Review funktioniert? Dass die Politik im Kapitalismus sehr gut dazu geeignet ist, die Interessen der deutschen (oder auch der internationalen) Wirtschaft zu vertreten, aber (aus strukturellen Gründen) zu wenig sonst? Dass die Wissenschaftsverlage effektivere Lobbyarbeit betrieben haben als die Wissenschaftler und Open-Access-Befürworter/innen?

Vermutlich alles zusammen ;-)

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Gegen korruptive Kumpanei: Humanistische Union fordert umfassendes Qualitätsmanagement in der Justiz
05/13/2007 10:53 PM


Ein umfassendes Qualitätsmanagement in der Justiz fordert die Humanistische Union (HU). Erste Schritte dazu hat der Arbeitskreis “Justizreform” des HU-Ortsverbands Marburg bei seiner Sitzung am Samstag (12. Mai) verabschiedet.
Jedes moderne Unternehmen betreibt heutzutage ein Qualitätsmanagement (QM). Es hilft der Geschäftsleitung, Fehlentwicklungen frühzeitig zu erkennen und es System fordert der HU-Arbeitskreis auch für die Justiz. Schließlich handelt es sich hier ja um einen besonders sensiblen und für Betroffene existentiellen Bereich.

Eine internationale Arbeitsgruppe unter Führung des irischen Anti-Korruptions-Experten Peter Briody erarbeitet derzeit ein Konzept für ein wirkungsvolles Qualitätsmanagement in der Justiz.
Der HU-Ortsverband Marburg ist an diesem Projekt beteiligt. Erste Zwischenergebnisse seiner Arbeit stellte Briody bei der Sitzung des Arbeitskreises in Marburg vor.
Sofort umsetzbar ist nach Auffassung des Arbeitskreises ein verbessertes Beschwerde-Management.
Nicht nur in der hessischen Justiz ist es nach seinen Erfahrungen bisher üblich, dass Beschwerden über Staatsanwälte von den betroffenen Beamten selbst oder von ihren Kollegen aus der gleichen Staatsanwaltschaft beantwortet werden.
Ein modernes Beschwerde-Management hingegen setzt eine unvoreingenommene Prüfung des Beschwerde-Inhalts durch unabhängige und weisungsberechtigte Experten voraus. Die Einführung solcher Strukturen wäre nach Ansicht des Arbeitskreises eine leicht umzusetzende und kostensparende Maßnahme.
Zugleich könnte sie dazu
beitragen, wenigstens die schlimmsten Mißstände zu beheben.
Weiterhin fordert der Arbeitskreis mehr Transparenz in der Justiz. Bürgerinnen und Bürger müssten sowohl die Arbeitsstrukturen als auch die konkreten Arbeitsergebnisse der Gerichte leicht nachvollziehen können.
Deshalb schlägt der Arbeitskreis die Veröffentlichung der Geschäftsverteilungspläne aller Gerichte im Internet vor. Nur so könne jeder selbst nachprüfen, wer sein von der Verfassung garantierter “Gesetzlicher Richter” ist.
Ebenfalls im Internet veröffentlicht werden sollten nach Ansicht des Arbeitskreises alle Urteile der unterschiedlichen Gerichte. Die Namen der Verfahrensbeteiligten sollten dabei aus Datenschutz-Gründen ebenso geschwärzt werden wie andere Hinweise auf ihre Person. Offengelegt werden müssten hingegen die Namen der beteiligten Richter, Staatsanwälte und Rechtsanwälte. Nur so könne jeder Interessierte die Qualität ihrer Arbeit konkret nachvollziehen, erläuterte der Arbeitskreis dazu.
Schließlich spricht er sich auch für regelmäßige Statistiken der verschiedenen juristischen Institutionen aus.
Monatlich sollten Gerichte und Staatsanwaltschaften die Zahl der von ihnen bearbeiteten Verfahren und deren Ausgang offenlegen.
Konsequent geahndet werden müssten in Deutschland künftig Rechtsbeugung und Strafvereitelung im Amt. Durch eine sehr einschränkende Auslegung dieser Tatbestände habe der Bundesgerichtshof in seiner Rechtsprechung eine Verfolgung derartiger Straftaten beinahe unmöglich gemacht. Bei den Bürgerinnen und Bürgern bestätige diese Rechtspraxis nur die verbreitete Vermutung, dass Juristen einander nicht ernstlich schaden wollten.
Darin bewahrheitet sich letztlich die bekannte Redewendung: “Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus!”
Den Instanzenzug mit der Möglichkeit von Berufung und Revision sehen die Justiz-Kritiker nicht als wirksames Qualitätsmanagement an. Zu häufig fänden Juristen Methoden, um ungerechte Urteile mit formalen Schein-Argumenten juristisch zu legitimieren.
Weiter ausarbeiten möchte der Arbeitskreis den - aus dem angelsächsischen Bereich übernommenen - Vorschlag einer “Richter-Rotation”, wodurch korruptive Kumpanei und die Bildung einander begünstigender Seilschaften verhindert oder zumindestens erschwert würden.
Ebenfalls diskussionswürdig finden die Mitglieder des Gremiums Überlegungen,wie durch eine andere Struktur der Richterwahl der Grundsatz der Gewaltentrennung auch in Deutschland verwirklicht werden könnte. Diese Thematik möchte der Arbeitskreis bei seinem nächsten Treffen Ende Mai diskutieren.

Dem hessischen Justizminister Jürgen Banzer bietet der Arbeitskreis ein offenes Gespräch über ein Qualitätsmanagement in der Justiz an.
Ziel sei dabei, die ausgearbeiteten Vorschläge nach eingehender Prüfung und Konkretisierung in die Praxis umzusetzen.
“Nicht immer sind Recht und Gerechtigkeit identisch”, stellte der HU-Ortsvorsitzende Franz-Josef Hanke fest. “Der Arbeitskreis Justizreform möchte dabei mithelfen, dass beide Begriffe bald deutlich stärker deckungsgleich werden.”
Dragan Pavlovic (Pressesprecher des HU-Ortsverbands Marburg)

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Play rough!: Flickr-Test
05/13/2007 07:24 PM
Berghain, 10 Stunden nach der Party, wie immer gilt: nie wieder!

Clarence der schielende Löwe [Link] [Cache]
Lumières dans la nuit: Auswärtiges Denken (10-11)
05/13/2007 07:08 PM

Meine liebste Anmerkung zur heutigen Landtagswahl in Bremen:

Wir leben im doppelten Sinne in einer Schein-Demokratie: Um den Anschein der Demokratie zu wahren, bekommen wir alle 4 Jahre einen Wahl schein mit Optionen nach dem Schema "Same shit, different color". Tatsächlich dürften zahlreiche politische Entscheidungen aber vor allem mit Geld scheinen bewirkt worden sein.

Via Perspektive 2010

Aber “Mein Parteibuch” ist heute auch nicht ohne:

Die SPD wirbt in Bremen für die Fortsetzung ihrer erfolgreichen Bildungspolitik, die sie gemeinsam mit der CDU betrieben hat. Natürlich muss man da klar sagen, dass die SPD in Bremen erst 62 Jahre an der Macht ist und die große Koalition Bremen erst seit 12 Jahren regiert. So mögen die Wähler doch bitte noch ein bisschen Geduld haben, bis sich Erfolge einstellen und Bremen das Tabellenschlusslicht der PISA-Studie verlässt. Rot-schwarz muss weiterregieren. Weiter so!

Ich muss doch gleich mal nachschauen, ob die Wahlbeteiligung mal wieder auf einem Rekordtief angekommen ist. Und natürlich, ob wieder einmal von den üblichen Verdächtigen wortreich beschworen wird, dass diese stumme Abstimmung mit den Füßen keinen Schatten auf unsere tolle Demokratie wirft.

Die Regel ist klar: Ist das Wetter gut, gehen die Leute nicht zur Wahl, und ist das Wetter schlecht, gehen sie nicht aus dem Haus. Die seit Jahren sinkende Wahlbeteiligung liegt also nur am Wetter, sie hat somit gar nichts damit zu tun, dass die Menschen in der “alternativlosen” P’litik der extremen Mitte gar keine wirkliche Wahl mehr haben. :mrgreen:

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Perspektive2010.org: Muttertag
05/13/2007 06:45 PM

Was schenkt eigentlich ein Kind, das von seiner Mutter umgebraucht und vergraben / einbetoniert / von einem Hochhaus geworfen wurde, zum Muttertag?

Und ja, das ist verdammt zynisch. Noch zynischer finde ich es allerdings, dass man in der Politik noch immer nicht die offensichtlichen Ursachen solcher Tragödien ausfindig gemacht hat und bis heute nicht wirkungsvoll bekämpft.

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Play rough!: Stil auf RBB
05/13/2007 05:47 PM


Die beeden drüben bei StilinBerlin genießen gerade enorme mediale Aufmerksamkeit
und haben es so auch geschafft, in einem wirklich sehr angenehmen Bericht im RBB gefeatured zu werden, wie das aussieht, nach dem Klick:


direktmodeundstilfragenvonmaryundbenjaminbeantwortetbekommen, hier

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evilblog: Hello Kitty CD-R!
05/13/2007 04:38 PM

Irgendwie sehr kitschig und süß gleichzeitig.

maxell_kitty_74_bottom_l.jpg

maxell_kitty_74_label_l.jpg

Natürlich stammt dieses Produkt aus Japan. Die haben auch eine Schwäche dafür.

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mobbing-gegner.de blog: Arbeitsüberforderung beim ARGE-HartzIV-Amt Köln (NRW), Personalratsvorsitzender Josef Krämer wusste nichts
05/13/2007 01:53 PM

Die Leistungen konnten an Bedürftige nur bedingt ausgezahlt werden.
Das zuständige Personal war zum Teil erkrankt oder es hatte aus anderen Gründen das Handtuch geworfen.
Und so titulierte die Kölnischesche Rundschau am 09.05.2007 online:

Hartz IV: Im Chaos zusammengebrochen"


Auf Geheiß von Unternehmensberater Roland Berger, der Vater der theoretischen Umorganisation in den ARGE-HartzIV-Ämtern, setzten die Vorgesetzten das Konzept der Unternehmensberatung möglichst genau um, - schliesslich wollte Niemand einen Fehler begehen - .
Zudem hatte Krämer das neue Modell "Trennung von Arbeitsvermittlung und Leistungsbewilligung" vehement verteidigt und Probleme abgestritten.

Die Folge:
Die Auszahlung von Hartz-IV-Geldern stand im Zuständigkeitsbereich Köln vor dem Kollaps.
Viele Arge-Mitarbeiter konnten nicht mehr und wurden arbeitsunfähig, in einem Fall kam es zum krankheits bedingten Kollaps, incl. Abtransport in einem Rettungswagen. Vor den Schaltern des Hauptamtes an der Luxemburger Straße in Köln standen seit Wochen Sozialhilfeempfänger Schlange, um etwa Mittellosigkeit anzumelden.

Die Ursache:

Durch das Organisationsmodell des Unternehmensberaters Roland Berger, und durch die Umsetzung, stapelten sich die Akten.
Doch den Mittellosen musste sofort mit Bargeld ausgeholfen werden, was aber nicht mehr möglich war, da sich die Anträge, die von Kollegen bearbeiten werden sollten, nicht bearbeitet werden konnten, weil sich die Kollegen stressbedingt krankgemeldet hatten.
Der Stress wurde u. a. auch deswegen ausgelöst, weil sie gewissenhaft den bedürftigen Leuten zu ihrem Geld verhelfen wollten.


Der Personalrat und der Personalratsvorsitzender Josef Krämer sollen nichts geahnt haben.
Der Druck in der Arge wurde gewaltig, und so trieben die Teamleiter ihre Mitarbeiter bis aufs Äußerste an.
"Die Dauer des Gangs zur Toilette wird kontrolliert und freiwillige Arbeit auch am Sonntag erzwungen", sagt ein Mitarbeiter.
"Wenn Sie das nicht schaffen, sehen Sie die Theke von der anderen Seite!", sei offen gedroht worden.
290 der 1178 Arge-Leute haben einen befristeten Vertrag. Er läuft zum Jahresende aus.


"Die Arge startete vor zwei Jahren mit 864 Leuten. Wir bräuchten aber 1400", sagte der Personalratsvorsitzende Josef Krämer. Seinem Stellvertreter, dem Ver.di-Funktionär Gerd Zimmer, war bekannt, dass die Anzahl der Kollegen gestiegen war, die psychologische Betreuung in Anspruch genommen hatten.
"Viele Teilzeitkräfte machen so viele Überstunden, dass sie Vollzeit arbeiten." 169 Stunden im Monat gelten als Festanstellung. "Wir könnten alleine dafür 15 Leute einstellen."
"Ich kann es immer noch nicht glauben", sagte Krämer. "Bei der Personalversammlung in den Sartory-Sälen gab es nicht mal ein Raunen, als ich den Arge-Chef Josef Ludwig zum Beispiel nach einem Zeitlimit für die Betreuung gefragt habe. "Da wurde ich einfach belogen. Es gebe kein Zeitlimit und werde auch keines geben", so Krämer.
Auf Geheiß von Unternehmensberater Roland Berger, dem Vater der Umstellung, muss aber schon seit drei Wochen ein Kunde nach drei Minuten einen Termin bei einem Sachbearbeiter haben.
Dieser darf sich nur noch 15 Minuten mit ihm befassen, statt einer Stunde. "In einer Viertelstunde kann man gar nichts beurteilen. Alle haben geschwiegen und mir falsche Zahlen gegeben".
Krämer gab sich geschlagen, obwohl er kurz vorher das neue Modell einer Trennung von Arbeitsvermittlung und Leistungsbewilligung vehement verteidigt und Probleme abgestritten hatte. Zimmer erfuhr die Wahrheit im Telefonat mit einem Kollegen vom Schalter.



Quelle:
Kölnische Rundschau online am 09.05.2007





Ammerkung:

Jeder weis doch heutzutage, dass massive Arbeitsdauerüberforderung der beste Nährboden für Mobbing und Schikane ist.

Wie konnte es sein, dass der Personalratsvorsitzende Josef Krämer nichts von den Zuständen der Arbeitsüberforderung wusste ?
Nach dem Artikel, war seinem Stellvertreter, dem Ver.di-Funktionär Gerd Zimmer bekannt, dass die Anzahl der Kollegen gestiegen war, die psychologische Betreuung in Anspruch genommen hatten, und er erfuhr die Wahrheit der Arbeitsüberforderung im Telefonat mit einem Kollegen vom Schalter.

Krämer wusste auch von der chronischen personellen Unterbesetzung in den Ämtern, was ebenfalls ein klares Indiz dafür war, dass es eine dauerhafte Arbeitsüberforderung in den Amtsstuben gab. Und ausserdem arbeiten nicht freigestellte Personalratsmitglieder ebenfalls im Umfeld der betroffenen Abteilungen.

Wussten diese Leute auch nichts?

Und was war mit den Beschwerden, und mit den vielen Widersprüchen, und mit den vielen Gerichtsverfahren vor dem Sozialgericht Köln ? Wusste Krämer, Zimmer, und der gesamte Personalrat hiervon auch nichts ?

Eine Möglichkeit des Unwissens könnte gewesen sein, dass Vetternwirtschaft im Umfeld des Personalrates mittels Stellenkorruption betrieben wurde, und "bevorzugte Personenkreise" gewisse gesicherte und lukrative Positionen mittels Stellenkorruption bekleiden durften, und wie vielfach bekannt, müssen sich solche bevorzugten Personenkreise dann auch keiner Dauerarbeitsüberlastung unterziehen.
Zudem hätte sich Krämer mal damit auseinander setzen sollen, ob im betroffenen ARGE-Amt Leute beschäftigt wurden, die einem „ver.di-Familienstammbaum" zu geordnet werden konnten. Falls dies so zutreffend wäre, könnte so erklärt werden, weshalb es bei der Personalversammlung in den Sartory Sälen nicht mal ein Raunen gab, als Krämer den Arge-Chef Josef Ludwig nach einem Zeitlimit für die Betreuung fragte. Hier soll er einfach belogen worden sein, da es kein Zeitlimit gegeben habe, und es auch kein Zeitlimit geben werde.

Unter Umständen war es wohl wahrscheinlicher, dass sich stellenkorrupierte Arbeitskräfte einen gemütlichen Arbeitsplatz eingerichtet hatten, und andere Arbeitskräfte dafür überfordert wurden.



Also (verstecktes) Mobbing mit gewissem Vorsatz?

Gruss
Tom


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Lumières dans la nuit: Bewunderung des Unmenschlichen
05/13/2007 01:39 PM

Er sagte Vieles. Es war so viel, dass es nichts war.

Er sprach ohne Unterlass, selbst, wenn man ihm ins Wort fallen wollte. Wenn er einhielt, dann tat er es nicht, um zu hören, sondern, um neues “Material” aus seinem Kopf hervorzukramen. Es war, als hätte er sein Dasein mit dem eines Tonwiedergabegerätes verwechselt.

Ich schreibe “Material”. Was er von sich gab, machte den Eindruck gedanklicher Rohmasse. Es war Aufgeschnapptes aller Art, scheinbar ohne persönliche Beziehung zum Mitgeteilten aus dem Gedächtnis wiedergegeben. Es wurde nicht von einem höheren mentalen Prozess strukturiert und wirkte deshalb in aller seiner Fülle substanzlos. Es erinnerte an durchgezappte Fernsehsender.

In diesem Vielen sagte er unter anderem dieses Eine: “Ich bewundere diese Menschen, die vierzehn, ja sechzehn Stunden am Tag arbeiten, aber trotzdem noch ein Leben haben. Sie gehen trotzdem noch raus, und sie können nach Feierabend noch Fete machen.”

In dieser “Bewunderung”, von der er sprach, spiegelt sich wider, was die Rolle des Menschen im gegenwärtigen gesellschaftlichen Prozess ist. Organische Notwendigkeiten wie der Schlaf sind für die allumfassende Wertschöpfung nur hinderlich; am besten, der Mensch reduziert sich völlig auf Arbeiten und Konsumieren.

Dass eine solche “Bewunderung” aus einem Wortschwall hervortroff, der von jeder höheren Geistesleistung ungetrübt zu sein schien, passt trefflich zu diesem trüben Bild.

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Cooles Tool: Weblin alias Zweitgeist ermöglicht direkte Kontaktaufnahme mit anderen Besuchern (beliebiger) Webadressen
05/13/2007 11:49 AM

Wer in der realen Welt unterwegs ist, begegnet Leuten, an denen er grußlos oder grüßend vorübergehen kann, die er ansprechen und fragen kann. Treffpunkte können auch zu längeren Gesprächen einladen.
Weblin macht in analoger Weise das Web zu einem Ort der Begegnung.

Man kann mit anderen Besuchern einer Webadresse unmittelbar Kontakt aufnehmen - sofern diese das gleiche Tool nutzen.
Dann hat jeder Websurfer einen virtuellen Doppelgänger, einen Avatar.
Die Website odenwald-geschichten.de hat täglich mehrere hundert Besucher - oft tummel sich dort 5 - 10 Besucher gleichzeitig. Mit dem Tool Weblin der Hamburger zweitgeist GmbH wird es den Besuchern möglich, ein Gespräch zu beginnen.
Man könnte sich zu bestimmten Zeiten auch online verabreden. Auch eine (Blog-) Sprechstunde könnte eingerichtet werden.

Wer in Ruhe gelassen werden will, kann den Onlinestatus seines Avatars entsprechend festlegen (Abwesend, Länger abwesend, Bitte nicht stören).
Es lässt sich auch einstellen, auf welcher Webseite man sichtbar sein will oder wer besser nicht sehen soll, dass man sich gerade dort aufhält.
Eine (leider miserabel lesbare) Topcloud auf Weblin.de zeigt an, wo sich derzeit andere Weblins tummeln.

Das Programm wurde im November 2006 vom Land Baden-Württemberg mit dem “Innovationspreis Web 2.0″ und im März 2007 als Leuchtturmprojekt des High Tech Gründerfonds ausgezeichnet.

Abschließend eine Selbstbeschreibung von Weblin:

>Weblin ist das Alter Ego, unsere virtuelle Figur im Internet. Weblin macht Menschen im Internet sichtbar. Wer gleichzeitig auf derselben Webseite surft kann andere sehen und kommunizieren.[…]
Egal was Du im Internet machst, mit weblin triffst Du andere, die zur gleichen Zeit auf der gleichen Seite surfen. Menschen, die die gleichen Interessen haben, die Dir neue Impulse geben können, die aus der ganzen Welt kommen oder aus Deiner Nähe. Mit weblin kannst Du einfach und zufällig neue Freunde kennen lernen, Gleichgesinnte finden. Du kannst Dich unterhalten, zusammen durchs Web surfen, Dich verabreden… alles was Dir Spaß macht. Nicht nur auf einer Webseite, sondern auf jeder! Das Internet ist riesig. Mit weblin wird es jetzt auch lebendig. Nicht mehr einsam durch die Welt streifen, sondern überall Menschen treffen.<

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Mein Wa(h)renhaus: Mein letzter Eurovision Song Contest
05/13/2007 11:31 AM
Hallo, zusammen! Also eigentlich wollte ich mir den früheren Grand Prix D’Eurovision, heute nur Eurovision Song Contest genannt, in diesem Jahr nicht wieder antun. Dennoch habe ich es gestern noch einmal getan, weiß aber jetzt aber auch eindeutig, warum ich mir den letztes Jahr schon eigentlich zum letzten Mal angesehen haben wollte. Warum habe ich es [...][Link] [Cache]
Bürgerschaftswahl in Bremen: Weiter so!
05/13/2007 11:04 AM

Heute ist im Bundesland Bremen Bürgerschaftswahl. Der SPD werden bei der langweiligsten Wahl des Jahres wieder mal satte 40% der Stimmen vorhergesagt. Mein Parteibuch beglückwünscht den erfolgreichen Senatspräsidenten und Spitzenkandidaten der SPD, Jens Böhrnsen, schon mal im voraus und meint: Weiter so!

Einem Bericht von Radio Bremen zufolge, sind mit der Arbeit des rot-schwarzen Senats fast 40 Prozent der Bremer Bevölkerung zufrieden. Da gute Regierungsarbeit glücklicherweise nichts mit den Wahlchancen zu tun hat, darf die in Bremen seit 12 Jahren regierende große Koalition wieder mt einer satten 2/3-Mehrheit rechnen. Spannend ist die Wahl in Bremen allenfalls für die sich nun Linke nennende PDS, die laut Infratest dimap am 26.04.2007 mit 5,5% den Einzug in die Bürgerschaft schaffen könnte oder aber, wie bei der FGW 04.05.2007 prognostiziert, mit 4,5% gerade drunter bleiben würde. Weiter so!

Die Spitzenkandidaten der Linken, Inga Nitz und Peter Erlanson, gehen mit der Aussage »Der Ruin der Stadt ist politisch verursacht« in den Wahlkampf. Dem ist heftig zu widersprechen, denn es ist keineswegs erwiesen, welche Verantwortung kleine grüne Marsmännchen für die Situation in Bremen tragen. Solange gilt natürlich: Weiter so!

Die SPD wirbt in Bremen für die Fortsetzung ihrer erfolgreichen Bildungspolitik, die sie gemeinsam mit der CDU betrieben hat. Natürlich muss man da klar sagen, dass die SPD in Bremen erst 62 Jahre an der Macht ist und die große Koalition Bremen erst seit 12 Jahren regiert. So mögen die Wähler doch bitte noch ein bisschen Geduld haben, bis sich Erfolge einstellen und Bremen das Tabellenschlusslicht der PISA-Studie verlässt. Rot-schwarz muss weiterregieren. Weiter so!

Fragen, die Bürger im Internet bei kandidatenwatch an die herrschende Politik stellen, werden von SPD-Politikern und den Kandidaten der Linken in Bremen grundsätzlich nicht beantwortet, weil bei kandidatenwatch auch rechtsextreme Kandidaten an sie gerichtete Fragen von Bürgern beantworten dürfen. Jens Böhrnsen hat da völlig Recht, was geht das Stimmvieh auch Politik an, und kostbare Zeit sparen die Abgeordneten durch die Antwortverweigerung schließlich auch. Weiter so!

Die verlogenen Positionen der rechtsextremen DVU wie die Auflösung des Verfassungsschutzes auseinanderzunehmen, kann schließlich nicht im Interesse der Demokratie sein. Durchdacht ist die Position wahrlich nicht, denn danach würde so manche rechte Partei wegen ausbleibender Informantenhonorare aus der Staatskasse und fehlendem Spitzel-Personal vermutlich auch gleich aufgelöst werden. Aber wer will schon auf den bequemen Blitzableiter für die Frustrierten verzichten? Und im Interesse der Demokratie muss der Verfassungsschutz sich schließlich auch um Terrorismus kümmern. Wenn es keinen Terrorismus zur Sicherung der Demokratie gibt, dann muss er sich eben einen Bremer Taliban stricken. Die Diskreditierung Unschuldiger als Terroristen durch den Verfassungsschutz darf keine Konsequenzen haben. Weiter so!

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HU-Marburg: Ein Qualitätsmanagement auch in der Justiz
05/13/2007 10:42 AM
HU-Arbeitskreis legt Zwischen-Ergebnisse vor - HU-Ortsverband Marburg[Link] [Cache]
Play rough!: Sokrates' Killerspiele mit kleinen Jungs in Second Life
05/13/2007 10:30 AM

Die Ersatzrealität bekommt nun immer mehr Ähnlichkeit mit der echten Welt: Gerade ist der erste (?) Fall von Kinderpornographie in Second Life bekannt geworden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt - doch ist solch ein Prozess überhaupt zu stoppen?

Warum sich darüber wunder? kann man zynisch fragen. Was in der echten Welt (genau, die mit den menschlichen Avataren) passiert, "muss" doch zwangsläufig auch in Welt 2.0 ablaufen. Gestern verkündete die CDU/CSU zum wiederholten Male, jetzt bald dann doch wirklich ganz doll absolut gegen die Produktion und den Vertrieb von "Killerspielen" vorgehen zu wollen. Wie wäre es denn sich gegen die sozialbedingten Ursachen von Gewalt in Deutschland zu bemühen? Ohne "Killerspiele" würde die Welt (Achtung: Zynismus) auf Neuköllner Straßen, in Lichtenberger S-Bahnen und an anderen doch eher unschönen Ecken natürlich gaaaanz anders ausschauen. Und wenn man die Kinderpornographie in Second Life dingfest macht, dann beendet dies natürlich auch mit einem Schlag die Kinderprostitution, die es übrigens nicht nur in Südostasien gibt.

"Wehret den Anfängen" - dies könnte und sollte man an dieser Stelle sicherlich zugute halten. Übrigens stammt dieses Zitat von Cicero. Nach einem anderen Philosophen, dem guten Sokrates, ist übrigens der Begriff "Sokratisieren" abgeleitet. Das hat eher weniger mit "Wissensvermittlung" zu tun, vielmehr mit der früher im alten Griechenland und auch im Römischen Reich durchaus verbreiteten Vorliebe für kleine Jungs. Als konservativer und wertbeständiger Politiker könnte man jetzt ja auf die Idee kommen, so aus Tradition ... aber lassen wir das. Denn dafür haben wir ja die Kirche.

Und nun? Die Augen verschließen und sagen "die Welt ist nunmal sch... (lecht, eiße, recklich, limm)"? Oder mal als ganz andere These: "Sollen die dort doch virtuell machen, was sie wollen! Dann leben diese Leute ihre Triebe wenigstens in dieser Scheinwelt aus und nicht im wahren Leben!" Womit wir dann wieder bei der Diskussion um "Killerspiele" wären. Denn wenn man gewisse aggressive Triebe dort auslebt und nicht auf der Straßen der realen Welt (genau, die ohne Linden Dollars), dann wäre das doch durchaus förderlich. Oder nicht?

Man könnte doch - viel einfacher - alle Computer dieser Welt verbieten, dann müsste unser Innenminister auch nicht so aufwendig kontrollieren. Und schön hätte man alles Böse dieser Welt verbannt. Zurück in die Steinzeit! Denn da gab es ganz sicher weder Kinderpornographie noch Killerspiele. Oder doch?

Am besten wir verbieten, real und 2nd-real, Äpfel und Schlangen.
Denn damit hat ja damals alles angefangen.

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Perspektive2010.org: Zitat des Tages
05/13/2007 05:28 AM

Was wäre ein Deutscher ohne seine Angst? - Ein Franzose.

Hagen Rether

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Perspektive2010.org: Bedrängt die INSM den Bloghoster Wordpress.com zwecks Unterdrückung von Kritik?
05/13/2007 05:28 AM

Es scheint zumindest fast so. Folgender Satz ist einer Mail von Toni Schneider, CEO von Auttomatic Inc., zu entnehmen, welche mir von den Autoren des INSM-Watchblogs weitergeleitet wurde:

Our German domain administrative contact is getting multiple legal take down notices about your blog.

Im Westen nichts Neues. Was die INSM bei Journalisten schon gewohnheitsmäßig betreibt, bekommt nun offenbar auch der Bloghoster Wordpress.com zu spüren, weil dort in einem der unzähligen Blogs kritisch über die INSM berichtet wird. Dies läßt meiner Meinung nach tiefe Einblicke in das Verständnis von Demokratie und Meinungsfreiheit in den Reihen der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft zu. Zensur ist eben einfach bequemer als Meinungsfreiheit, insbesondere dann, wenn man ohnehin eher weniger löbliche Absichten verfolgt, zum Beispiel die Schaltung von Schleichwerbung in einer TV-Serie oder eine tiefgreifende, von einseitigen Interessen geleitete Einflußnahme auf die Gesellschaft und (Sozial-) Politik unseres Landes. Mit Demokratie hat das alles jedenfalls nur noch wenig zu tun und das Wort “Transparenz” will ich in diesem Kontext erst gar nicht in den Mund nehmen.

Recht einfach nachvollziehbar ist auch der Weg, über den die versuchte Einflußnahme der INSM - der Volksmund würde wohl von Nötigung sprechen - erfolgen könnte. Ein möglicher Weg wäre beispielsweise über einflußreiche Mitglieder der Atlantik-Brücke:

Arend Oetker beschrieb diese Lobbytätigkeit im Jahr 2002 folgendermaßen: „Die USA wird von 200 Familien regiert und zu denen wollen wir gute Kontakte haben." Die FAZ: „Die Atlantik-Brücke e. V. ist einer der in Deutschland seltenen Versuche, von privater Seite in den politischen Raum hineinzuwirken, sympathiebildend, kontaktvermittelnd, katalysatorisch." Zudem besteht eine Zusammenarbeit mit dem Project for the New American Century.

Das Project for the New American Century (PNAC) wird wie folgt beschrieben:

Das Project for the New American Century (PNAC), zu deutsch: Projekt für das neue amerikanische Jahrhundert, ist eine US-amerikanische neokonservative Denkfabrik.

Es wurde im Frühjahr 1997 als nicht-kommerzielle Ausbildungsorganisation gegründet, deren Ziel es ist, für weltweite Führerschaft der Vereinigten Staaten zu werben. Das PNAC hat seinen Sitz im gleichen Gebäude wie das American Enterprise Institute in Washington (D.C.).

Weltweite Führerschaft? Wer fühlt sich da nicht an Adolf Hitlers Faschismus und Größenwahn erinnert? Soll am amerikanischen Wesen die Welt genesen? Es klingt fast so, wenn man sich deren Thesen durchliest:

  • US-amerikanische Führerschaft ist sowohl gut für die Vereinigten Staaten von Amerika als auch für die ganze Welt.
  • Eine solche Führerschaft erfordert militärische Stärke, diplomatische Energie und Hingabe an moralische Prinzipien.
  • Eine multipolare Welt hat den Frieden nicht gesichert, sondern stets zu Kriegen geführt.
  • Die Regierung der Vereinigten Staaten soll Kapital schlagen aus ihrer technologischen und wirtschaftlichen Überlegenheit, um durch Einsatz aller Mittel - einschließlich militärischer - unangefochtene Überlegenheit zu erreichen.

Sehr interessant sind aber auch die Mitglieder des PNAC, darunter Dick Cheney, Donald Rumsfeld und Paul Wolfowitz. Was für ein Glück, dass es da zum PNAC auch schon ein Watchblog gibt.

Das American Enterprise Institut (AEI) ist übrigens jenes Institut, das Wissenschaftler für die Widerlegung des UN-Klimaberichts bezahlen wollte und die so genannte “IslamkritikerinAyan Hirsi Ali aufnahm, nachdem in den Niederlanden bekannt geworden war, dass ihre Biographie und die Geschichte ihrer Flucht vor einer Zwangsehe ebenso mit Lügen gespickt war wie Angaben in ihrem Asylantrag. Zudem verfügt das AEI über einen sehr guten Draht ins Weiße Haus, auch direkt zur Bush-Regierung:

Diese sog. neokonservativen Strategen verfügen über enge Verbindung zur US-Regierung. Ihnen wird daher ein prägender Einfluss auf die US-Politik, vor allem in außenpolitischen Fragen, nachgesagt. Das galt nicht nur für die Präsidenten Nixon und Reagan, sondern auch für George W. Bush.

Wir haben es hier also durchaus mit sehr einflußreichen Kreisen in den USA zu tun, mit denen die INSM mittelbar oder unmittelbar Kontakt aufnehmen kann. Dagegen dürfte jedes formale Ersuchen um Rechtshilfe lächerlich wirken. So ist in der Darstellung von Prof. Dr. Michael Hüther und Prof. Dr. Jürgen B. Donges auf der Website der INSM der Hinweis zu finden, dass diese Mitglieder im Vorstand der Atlantik- Brücke seien. Bei Wikipedia wird hingegen nur Prof. Dr. Jügen B. Donges als Mitglied des Kuratoriums der Atlantik-Brücke genannt. Nun gut, vielleicht gab es da in der Zwischenzeit personelle Veränderungen, das ändert aber nichts an den möglichen Beziehungen und Optionen, die sich aus diesem Netzwerk ergeben.

Kommen wir nun also zurück zu Wordpress.com. Wer sich vor Augen führt, welcher Koloss vernetzter Macht da potentiell Druck auf Wordpress.com ausüben könnte, wird zumindest prinzipiell nachvollziehen können, warum das INSM-Watchblog unter seiner alten Adresse dermaßen überstürzt deaktiviert wurde, wenn die INSM mittels Hinweisen auf das oben beschriebene Netzwerk bei Wordpress.com / Auttomatic Inc. mit den Säbeln gerasselt hat.

Der Vorwurf der Zensur, der im INSM-Watchblog gegenüber Wordpress.com geäußert wurde, müßte daher eigentlich korrigiert werden. Denn dieser Vorwurf wäre bei der INSM und ihren Säbelrasslern an der richtigeren Adresse.

Abschließend sei ein bislang nur auf Vermutungen basierender Hinweis erlaubt, der vielleicht andere Blogger zu Recherchen und Artikeln motivieren könnte: Über das Project for the New American Century (PNAC) gelangt man unter anderem zur Pax Americana (”The New World Order”), die man als eine Art Masterplan für eine Weltordnung im amerikanischen Sinne bezeichnen könnte. Wie vielleicht einige Leser den Medien entnehmen konnten, hat Udo Ulfkotte einen Verein namens Pax Europa gegründet, welcher gelegentlich als “neokonservatives Projekt” bezeichnet wird. Abgesehen von der Namensähnlichkeit sollte man einmal die Pax Americana und die zentralen Thesen von Pax Europa vergleichen. Sollten sich da größere Ähnlichkeiten auftun, wäre eine Beleuchtung des Hintergrundes von Pax Europa vielleicht interessant: Mitglieder, Unterstützer, PR, Finanziers und alles, was so dazugehört. Nicht auszuschliessen, dass diese Spur vielleicht mehr oder weniger direkt zum PNAC oder zum American Enterprise Institut führt.

PS: Hier (PDF) gibt es einen weiteren interessanten Artikel über die INSM aus der Süddeutschen Zeitung.

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Prüfen Sie sich selbst: Sind sie vielleicht ein Terrorist?
05/13/2007 02:48 AM

Beantworten Sie ehrlich und offen folgende Fragen:
(Bitte drucken Sie den Artikel aus und schreiben sie jeweils eindeutig “ja” oder “nein” unter die jeweilige Frage.

1. Verfügen Sie über einen mechanischen Wecker?

2. Verfügen Sie über einen batteriebetriebenen Wecker?

3. Verfügen Sie in Ihrer Werkzeugkiste oder in Ihrer Werkstatt über lose Stromkabel?

4. Besitzen Sie vielleicht noch Überreste Ihrer Feuerwerkskörper vom letzten Sylvester (Frösche, Raketen, Böller)?

5. Besitzen Sie kaliumchlorathaltiges oder natriumchlorathaltiges Unkrautvernichtungsmittel?

6. Besitzen Sie eine oder mehrere Propan - Gasflaschen, etwa als Campingausrüstung?

7. Besitzen Sie Schaltrelais oder ggfs Computereinzelteile, die sich als solche verwenden lassen?

8. Besitzen Sie ein größeres Kontingent leerer Glasflaschen?

9. Besitzen Sie - etwa in einem Reservekanister - abgefüllte Vorräte von Benzin?

10. Besitzen Sie größere Mengen Zellulose (etwa in Form von Watte) oder Stoffreste?

11. Besitzen Sie in nennenwerten Mengen abgefüllte Schwefelsäure?

12. Besitzen Sie in größeren Mengen abgefüllte Salpetersäure?

Fertig? Gut.

Wieviel mal haben Sie mit “ja” geantwortet?

0 Mal
Legen Sie sich beruhigt schlafen. Sie sind unschuldig wie ein Lämmlein.

1 - 3 Mal
Lassen Sie, was immer Sie da haben, sofort verschwinden und hoffen, daß Ihnen niemand auf die Schliche kommt. Besser aber: Sie beichten der Polizei.

4-6 Mal
Sie sollten sich ernsthaft überlegen, ob sie sich nicht der Polizei stellen sollten. Rufen Sie gleich an!

7-10 Mal
Fangen Sie sofort an, ein ausführliches Geständnis zu schreiben und offenbaren Sie schonungslos Ihre Verbindungen mit Al Qaida und der RAF. Verschicken Sie diese Erklärung an alle Presseorgane und suchen Sie dann die nächste Polizeidienstelle auf.

11-12 Mal
Rufen Sie sofort die nächste Polizeidienststelle an und erklären Sie Ihre sofortige bedingungslose Kapitulation. Entledigen Sie sich dann aller Kleidung und kommen mit erhobenen Händen aus dem Haus.

Auf diese Idee brachte mich dieser Focus - Artikel:

Polizei stellt Zubehör für Brandbomben sicher

Bei der Groß-Razzia bei militanten G8-Gegnern hat die Polizei nach FOCUS-Informationen in Berlin am Mittwoch Zubehör für Brandsätze mit Zeitzündern, wie „Wecker, Drähte, Uhren und größere China-Böller" sichergestellt.

Immerhin: sie haben das “Zubehör” in Anführungszeichen gesetzt.

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